Auf einem Vorstadtfriedhof im polnischen Radom konnten BDR Architekci (Warschau) im letzten Jahr eine mehrteilige Kolumbarien-Anlage fertigstellen. Das Büro entwarf ein Ensemble bestehend aus sieben kompakten Blöcken, die sich um einen kleinen Platz für Andachten gruppieren. Das Projekt ging aus einem Wettbewerb hervor, den die rund hundert Kilometer südlich von Warschau gelegene Gemeinde 2017 ausgelobt hatte.
Nicht zuletzt aus Platzgründen gewinnt die Feuerbestattung auch in Polen zunehmend an Bedeutung. 1957 gegründet, expandierte der in einem Waldgebiet angesiedelte Vorstadtfriedhof in Radom inzwischen auf mehr als 30 Hektar. Damit gilt die Anlage als eine der größten Nekropolen des Landes. Um den flankierenden Kiefernbestand zukünftig nicht noch weiter zu dezimieren, sollte die neue Anlage mit insgesamt 2.000 Nischen zur Aufbewahrung von Urnen im Zentrum des weitläufigen Areals angeordnet werden. Die Architekt*innen nutzten die bestehenden Fundamente einer in den 1980er Jahren geplanten, jedoch nur in Teilen errichteten ökumenischen Anlage. Die Aufbahrungshalle wurde in den neuen Entwurf eingegliedert und eine Kapelle für die Trauerzeremonie hinzugefügt. Das neue Gebäude samt Innenhof wird von einer Mauer eingefasst und liegt etwas erhöht.
Für die Bestattung der Urnen entstanden sechs kleinere, nach oben offene Kammern, die als rechteckige, in Größe und Höhe variierende kompakte Blöcke erscheinen und im Inneren als intime Räume gestaltet sind. Sie gruppieren sich um einen mit wenigen Bankreihen aus Massivholz bestückten und mit Kies bestreuten Platz, der auch als Andachtsraum im Freien fungieren kann. Die Wand schmückt ein Satz des Renaissancedichters Jan Kochanowski aus seinem um Andenken und Totentrauer kreisenden Werk Treny. Der Platz bildet den ruhigen Mittelpunkt des Ensembles und liegt zugleich in der Hauptachse des Friedhofs.
Die Konstruktion der Kammern mit quadratischen Nischen für die Urnen besteht aus Betonfertigteilen und -stützen. Die Außenmauern sind mit hellen, länglich geschnittenen Sandsteinblöcken aus einem lokalen Steinbruch verkleidet. Das gleiche Material wurde auch für die Regale im Inneren der Kammern verwendet. Die ebenfalls quadratischen Bodenplatten aus Beton besitzen denselben Farbton. Das monochrome Ensemble wurde mit fünfzig Waldkiefern bepflanzt. (uav)
Fotos: Jakub Certowicz
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Kolumbarien entstanden in den vergangenen Jahren auch im norditalienischen Induno Olona sowie durch Umbauten in Köln und Rheine.
Über neue Friedhofsarchitektur berichtete die BNW#409.
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