„Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“, heißt es in dem Schlager von Heidi Brühl, der ursprünglich aus dem Musical My Fair Lady stammt. In diesem Fall aber grünt es in Amsterdams Stadtteil Sloterdijk. Vier Büros schlagen für den ersten Wohnungsbau in diesem Viertel ein Ensemble aus zwei Hochhäusern und dreigeschossigen Bauten vor. Für ein Grundstück, das sich zwischen Bahnhof, Schienenanlagen und Schnellstraße zwängt.
Das ist nicht unbedingt die beste Wohnlage zwischen spiegelnden Bürobauten und Verkehrsknotenpunkt. Gerade deshalb möchten Space Encounters, Studio Donna van Milligen Bielke, Chris Collaris Architects und NL Architects (alle Amsterdam) mit viel Grün eine angenehme Wohnsituation schaffen. Von den Dächern und Balkonen sollen einmal Pflanzen ranken und Nistkästen Vögel anlocken. Das Besondere hier: Jedes der vier Büros hat mehrere Segmente entworfen, die wie ein Puzzle zusammengesetzt sind. Da baut Chris Collaris den Sockel, auf den Donna van Milligen Bielke einen Turm setzt, NL Architects setzen ihren Turm wiederum auf Bauteile von Space Encounters und Chris Collaris. Ein wilder Mix, wie die Grafik zeigt. Koordiniert wird das Ganze von NL Architects.
Sloterdijk Open Up! heißt das Projekt, das den Wandel des Stadtteils vom Büropark zum Wohnort voranbringen soll. Bislang galt Sloterdijk als roter, das heißt heißer Punkt auf der Wärmekarte von Amsterdam. Ein System aus Bepflanzung, abwechslungsreichen Baugrößen und Wasserspeichern soll dem schlechten klimatischen Milieu nun entgegenwirken. So ist dieser Entwurf als Kontrapunkt zur granitlastigen Umgebung und als Anknüpfung an das Landschaftsbild der grünen Korridore gedacht, die die Stadt Amsterdam durchziehen und ökologisch aufbessern.
Herausgekommen ist ein poröser Block, der von den Architekten als „Schichtkuchen kultivierter Landschaften“ bezeichnet wird. Meint: verschiedene Bau- und Raumhöhen, je nach Höhe und Himmelsrichtung angepasste Pflanzen und eine mehrschichtige Fassade, die zum Versteck für Vögel, Fledermäuse und Insekten werden könnte. Das komplette Gegenteil zur Großwohnanlage Bijlmermeer, die NL Architects gerade saniert haben.
Die vier Büros kombinieren in ihrem Entwurf 146 Wohnungen zu verschiedenen Wohnformen und -größen. Zudem sind mehrere Bereiche als shared living space vorgesehen: Das Erdgeschoss kann von den Bewohnern als Restaurant, Ausstellungsraum, Tagungsort oder Bühne genutzt werden, das Verbindungsgeschoss wiederum zwischen den Gebäuden als gemeinschaftliches Wohnzimmer mit Lesesaal, Küche, Gästezimmer und Dachgarten fungieren. (kat)
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