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30.04.2020

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Acht Kilometer Hainbuchen

Kö-Bogen II von ingenhoven architects in Düsseldorf


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Düsseldorfs Innenstadt ist seit Kurzem um acht Kilometer Hainbuchhecke reicher – und das in äußerst kompakter Form: Die über 30.000 Pflanzen bilden keinen herkömmlichen Park, sondern die gegenwärtig größte Grünfassade Europas. In langen Reihen umhüllen sie den Kö-Bogen II, einen neuen Büro- und Geschäftskomplex nach Plänen des ortsansässigen Büros ingenhoven architects .

Mit der Fertigstellung des Gebäudes am Gustav-Gründgens-Platz kommt die umfangreiche städtebauliche Neugestaltung in Düsseldorfs Mitte zum Abschluss. Wichtige Etappen dieses Stadterneuerungsprozesses waren Daniel Libeskinds 2013 realisierter Kö-Bogen und der im selben Jahr erfolgte Abriss der „Tausendfüßler“ genannten Hochstraße. Letzteres veränderte den Raumeindruck dermaßen, dass der Wettbewerb für den zweiten Abschnitt des Kö-Bogens, den ursprünglich das Kölner Büro Molestina Architekten gewonnen hatte, 2014 neu entschieden wurde – zugunsten des Entwurfs von Christoph Ingenhoven, der schon seit den 1990er Jahren immer wieder Impulse für die Neukonzeption dieses zentralen Bereichs seiner Heimatstadt geliefert hatte.

Der nun realisierte Gebäudekomplex, bestehend aus zwei Volumen mit insgesamt knapp 41.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche für Einzelhandel, Gastronomie und Büros sowie weiteren 23.000 Quadratmetern BGF in der Tiefgarage, entspricht einem Nachhaltigkeitskonzept, das der Düsseldorfer mit seinem Büro schon lange verfolgt und für das er sich den Begriff supergreen® schützen ließ. Dahinter steht der Gedanke, der Stadt so viel Grün wie möglich zurückzugeben. Dass die Wahl in Düsseldorf dabei auf die bei vielen Gärtnern beliebte Hainbuche fiel, ist kein Zufall. Es sollte eine heimische, laubhaltende Pflanze sein, die den Kö-Bogen ummantelt.

Die Hecke bedeckt das Bauwerk allerdings nicht ganz: Die 27 Meter hohe und 120 Meter lange Fassade des fünfgeschossigen Hauptgebäudes an der stark frequentierten Einkaufsmeile Schadowstraße ist vollständig verglast, ebenso die zwei Seitenwände des kleineren, dreieckigen Gegenübers mit begehbarem Schrägdach. Dessen Rasenfläche, unter der sich ein Foodcourt verbirgt, bietet eine Liegewiese für die Pause während der Shoppingtour. Zwischen den beiden grünen Volumen öffnet sich eine Schneise, für die im Volksmund schon der Begriff „Ingenhoven-Tal“ kursiert. Sie soll den Blick auf den Gustav-Gründgens-Platz freihalten, den das Nachkriegsmoderne-Ensemble aus Dreischeibenhaus (HPP Architekten, 1960) und Schauspielhaus (Bernhard Pfau, 1970) prägt – letzteres wird übrigens gerade auch von ingenhoven architects saniert.

Trotz des Zuwachses an Stadtgrün, den das Projekt liefert (und der laut Pressetext dem ökologischen Nutzen von circa 80 ausgewachsenen Laubbäumen entspricht) war das Projekt schon während des Bauphase nicht unumstritten. In einem 2018 verfassten Kommentar zum Kö-Bogen II hatte Uta Winterhager das „grüne Mäntelchen“ des Geschäftshauses als investorenfreundliche „Verkörperung des Zeitgeistes“ und als „Social Media Architektur“ charakterisiert – eine ideale Selfie-Kulisse. In einem 2019 veröffentlichten Interview, das Winterhager mit Christoph Ingenhoven führte, stand zudem die Frage der Langlebigkeit des Gebäudes im Raum. „Wir werden mit unserer grünen Fassade viel lernen“, so der Architekt, „und das muss auch erlaubt sein, es ist ein gebautes Experiment.“ (da)

Fotos: HG Esch



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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

19

babsi | 08.05.2020 15:59 Uhr

Ein Baum Pflanzen

...ja weil solong einfach genial ist, der denkt so schnell, da musst du aufpassen!

Ingenhoven ist die Nr 1. keiner hat sich je soweit vorgewagt, nicht mal die Heckenschere wird da ran kommen.

Auf Bild 1 wird klar:
Hier entsteht nix. hier wird ausgestellt.
Gelegenheit war. Radikalität verwächst sich leider nicht.
Ingenhoven bekommt eine Sonne in sein Portfolio gemalt, sehr umtriebig, aber doch ein bischen verstrahlt vom eigenen Glanz. Hätte durchaus gut werden können....

18

auch ein | 06.05.2020 10:31 Uhr

architekt

@17 solong:

wenn Sie sich schon an Schwurbel-Kommentaren wie von STPH versuchen, dann doch bitte mit SATZBAU und nicht diese aneinandergereihten Parolen mit sinnlosen Punkten dazwischen.Wenn Sie Denkpausen brauchen schreiben Sie doch den Text nicht so schnell, dann kann man die Gedanken auch gleich sorieren .

Man versteht Sie kaum.....

17

solong | 05.05.2020 13:53 Uhr

... die neider ...

... sind bei einem derart konsequent begrünten gebäude ... natürlich in ihrer absoluten mittelmässigkeit ... vorprogrammiert ... dann schafft es mal ein kollege mit einem derart "radikalen" konzept "durchzukommen" ... und schon geht dieses "kleinmichelige gequengel" loss ... jägerzäune ... arm ist wer textur nicht vom jägerzaun unterscheiden kann ... an der gestaltung einer fassade vorbeidrücken ... bitte ? .. mal die üblichen versuche von angemessenen städtischen fassaden bei retailobjekten gesehen ... schon für einen hinterhof beschämend !! ... sind die hier begrünten fassaden anmutig ... nicht neu ...nein zum glück gibt es schon länger fassadenbegrünungen ... diese hier ist analog einem weinberg aufgebaut, d.h. umfassende gedanken wie das zu pflegen ist sind mit eingeflossen ... brauner haufen - ja, hainbuchen sind ja nicht immergrün, verfärben sich aber langsam und halten das letzte laub bis zum neuaustrieb ... wie die jahreszeiten ... wer da nur braun sieht ... trinkwasser und pflegeaufwand ... von der ökobilanz lasst mal besser eure burger + steaks vom grill und sprengt nicht euren heimischen rasen ... das geht auch mit brauchwasser ... großes thema ist ja auch regenrückhaltung ... und der klimatische einfluss des grünvolumens an diesem standort wird deutlich sein ...

16

Dr. Zorro | 04.05.2020 15:23 Uhr

Interessante Debatte

oder: Sysiphos, Stein des Anstoßes, rolle!
Schade, dass in keinem der Fotos der Städtebau auch von Kö-Bogen 1 dargestellt ist. Alle benannten Punkte hier sind sicher stimmig: Ingenhoven macht High Tech mit grünem Anstrich, Wartung und Pflege der Hainbuchenhecken werden enorm teuer und aufwändig.
Die grüne Schräge erinnert an den Hypar Pavillon der Lincoln-Center Revitalisierung in New York City von den dortigen High-Line-Reaktivisten Diller, Scofidio + Renfro. Die hängenden Gärten der Semiramis waren wahrscheinlich dereinst auch vielfältiger bewachsen. Und der Hypar-Pavillon ist auch eleganter.
Dennoch: nachdem Libeskind mit seiner seltsam manieristischen Festung Kö-Bogen 1 städtebauliche Bezüge und Sichtachsen zwischen der Platzfolge Gustaf-Gründgens-Platz, Schadow- und Jan-Wellem-Platz eher verbaut hat und auch die Chance, mit Arkaden zum Hofgarten hin eine wettersichere Raumstaffelung verspielt hat ist hier endlich mal Städtebau an diesem prominenten Ort in der laut Lore Lorentz "wunderschönen Scheißstadt" am Rhein geleistet worden.

15

peter II | 04.05.2020 14:01 Uhr

nachhaltig?

interessant wäre doch v.a. mal, wieviel externes (trink-?)wasser man in das grüne wunder so im jahr hineinpumpen muss bzw. zu wieviel prozent der natürlich auf das grundstück fallende regen an der bewässerung der zigtausend hainbuchen beteiligt ist. von wirtschaftlicher seite her dürfte auch der vermutlich immense schnitt-/pflegeaufwand der pflanzen interessieren, zudem wüsste ich gern, wie oft die hainbuchen durch neue ersetzt werden müssen.

böse vermutung: das haus ist alles andere als nachhaltig, klassischer fall von effekthascherischem greenwashing.

gut kann so eine architektur erst dann sein, wenn sich der urheber auch über diese unbequemen themen gedanken gemacht hat und zu einer lösung gekommen ist.

14

Jan | 04.05.2020 10:11 Uhr

gut? angezogen

Sieht aus, als ob das Gebäude eine Pelzmantel trüge.
Architektur? Fehlanzeige!
Das passt doch gut zum Theaterpublikum im Düsseldorf.
Ist jedoch genauso neu und innovativ wie dieses.

13

auch ein | 04.05.2020 09:29 Uhr

architekt

@4:
warum aufnahmen von innen?

das ist die gleiche shopping mall mit H&M, tallyweil, deichmann , dönershop und misterminit wie überall.
deswegen braucht es ja auch keine fassade sondern kann bewachsen, mit marmor verkleidet oder mit blech beplankt werden, je nach gusto des betreibers und welchen "star"architekten er sich sucht.

12

peter | 04.05.2020 09:04 Uhr

egoarchitektur, fuck the context.

im herbst und dann wird dann dort ein brauner haufen stehen.

11

architect | 03.05.2020 13:34 Uhr

Nicht alles was gruen ist auch neu.

Also im Prinzip ist das a nix neues und es gibt ja auch genug Architekten wie Duncan Lewis, Stefano Boeri oder Eduard Francois die das alle schon mal ganz nett gemacht haben. Warum nicht? Begrünte Fassaden sind nun wirklich nicht neu.

Was bei Ingehoven nervt ist, daß die Firma sich als revolutionäre Architekten in Sachen Umwelt verkaufen und dann immer Hütten hochziehen, bei denen das nur mit enormen technischen Aufwand geht (siehe all ihre gescheiterten Doppelfassaden) und die einfach nicht funktionieren, zum Beispiel die EIB in Luxembourg. Etwas mehr lowtech und Demut wäre da mal angebracht.

10

Dr. Yikes | 02.05.2020 18:10 Uhr

Heckenschützen

Es ist einfach unbegreiflich, wie man hier mit einem Gebäude, dessen Beschreibung sich schon als eine Karikatur der deutschen Gegenwartsarchitektur liest, die städtebauliche Entwicklung einer nicht unbedeutenden Stadt hier für Jahrzehnte vereitelt.

Eine im internationalen Wettbewerb stehende Großstadt muss ihre begrenzten Ressourcen einsetzen, um den Bürgern, um die sie konkurriert und wirbt, mittels des Städtebaus eine Vision von ihrer Zukunft aufzuzeigen, für die es sich lohnt, biografisch wegweisende Entscheidungen zu ihren Gunsten zu treffen.

Ein bedeutender Platz kann dann entweder aufgewertet oder neu angelegt, aber doch auf keinen Fall mit einer Buchsbaum-Monstrosität ZUGEBAUT werden... Hilfe... Wasser... bitte, schnell. Nein, OHNE KOHLENSÄURE!!!!!

9

Davide | 02.05.2020 01:20 Uhr

Wenn etwas...

ein wenig Raumkante, aber auch genausoviel Freifläche, Gebäude, aber ebenso Natur, den Platz schließen, aber gleichzeitig offen lassen will...
dann ist es im Ergebnis nichts davon.

Die Aufgabe war sicher nicht einfach, aber das Ergebnis ist keine Teil-Lösung, sondern für keinen Teil eine Lösung.

8

Fritz | 01.05.2020 21:25 Uhr

Rohbau

das sah im Rohbau besser aus....

7

Besorgter Ästhet | 01.05.2020 14:14 Uhr

Eindrucksvoll

Beeindruckend, wie sich die Planenden hier an der Aufgabe vorbeidrücken eine passende städtische Fassade zu gestalten, die den Gustav-Gründgens-Platz aufwertet und ihm neue Nutzungen zukommen lässt.

Eine vergebene Chance und ein toter Raum.

6

Johann Maier | 01.05.2020 12:26 Uhr

Gestapelte Hecken

voll der Anmut
wie gestapelte Jägerzäune.

5

STPH | 01.05.2020 12:03 Uhr

...

Städtebau ist eigentlich nur Räume bilden, raum zu gewinnen durch Gebäude, ihn aus dem Himmel herauszuschneiden, Raumfolgen gestalten damit hinterher mehr Raum da ist. Unvermögen führt hier zum populistischen duck dich Spiel, zur Anbiederung an die Menge, die zunächst nicht in Räumen denken kann. Wenn s dann der Architekt auch nicht kann oder nicht wagt sind alle betrogen.

Der Stadt neue Dimensionen erschließen, damit sie hinterher eine andere ist und nicht mehr die Gleiche. Die Leute wollen das, können sich s nur noch nicht vorstellen, sind deswegen ängstlich. Da hilft kein ängstlicher Fachmann und Entscheider der ihnen nach dem Mund redet. Partizipation ersetzt den Architekten nicht, auch kein durch Vorgaben gegängelter Architekt.
Warum können eigentlich Städtebauer nicht in Räumen denken? Haben keine Vor- Stellung vom Raum, sehen oder stellen ihn nicht "vor" sich.
Mutter aller Räume ist das unendliche All und in den muss man hineinwachsen. Dann ist alles andere nur Innenraumgestaltung, Möblierung, Kleinkram. Moderne ist in diesem Sinne ganz konkret Befreiung, Entgrenzung, und da dazu der physische Raum für alle nicht ausreicht ist es eben der geistige, der gemeinsame. So gesehen ist dieses Wachstum auch ökologisch, weil es die physischen Grenzen respektiert nicht aber die geistigen, die Zusammenhänge.
Die 3. Industrielle Revolution als Geistige, weg vom Rückfall ins materielle immer mehr, hin zum geistigen immer mehr, und das verkörpert - der Raum

Alles ist im Raum, vom Raum umgeben
Raum ist der Baustoff kost nix außer selbstentwicklung

4

nimmersatt | 01.05.2020 10:33 Uhr

___

Das ist doch ein großartiges Projekt! Die grüne Fassade ist hier so konsequent umgesetzt, dass sie wirklich ihre Wirkung entfaltet. Es bleibt zu hoffen, dass die Fassade auch langfristig diese Qualität behält.

Ich würde mir an vielen Stellen einer dichten Stadt solche Projekte wünschen. Eine gute Antwort auf die Herausforderung, unsere Städte an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Die einzige Frage, die mir bleibt: Wieso sehen wir keine Bilder von Innen?

3

STPH | 01.05.2020 10:33 Uhr

...

typischer Erstliegerfall wie auch beim Kulturforum Berlin. Auch hier das populistische, klein kleinmachen, mit Kruste, statt Ziegel hier grün. Das alles statt ordnenden Städtebau.
Natürlich will das um Aufmerksamkeit kämpfende Theater sichtbar bleiben, was von einer Einkaufsstraße nicht zielführend ist. Ist ja kein Mac sondern eine Abendveranstaltung und hier ist ein intimer Theaterplatz Adressbildender.
Schwieriger ist es mit der Landmark Scheibenhochhaus, dessen Richtungskraft auf jeden Fall ungebremst bleiben muss. In einem Theaterplatz steht das Hochhaus ganz gut, macht ihn intimer und weithin sichtbar. In Scheibenrichtung auf die Kreuzung zu könnte ich mir einen messerscharfen Zacken als Bruder vorstellen mit Schlucht dazwischen die mannigfaltige Durchblicke als extreme Vertikalen liefert.
Stadt ist gekonnte Steigerung nicht Tarnnetz, quasi eine Bankrotterklärung des Städtebaus wie am Kulturforum, was sich immer rächt.

2

remko | 30.04.2020 19:19 Uhr

...

greenwashing on a whole new level

1

auch ein | 30.04.2020 17:43 Uhr

architekt

gaaanz seltsam.
ganz seltsam!

mal in paar jahren schauen....

und mein wortspiel zum wochenende:
"hainbuchen sind hanebüchen"....

 
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Die neue Mitte von Düsseldorf: Dreischeibenhaus (1960), Schauspielhaus (1970), Kö-Bogen II (2020).

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Das Hauptgebäude des Kö-Bogen II wurde mit über 30.000 Hainbuchen bepflanzt.

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Deren ökologischer Nutzen entspricht dem von rund 80 ausgewachsenen Laubbäumen.

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Der grüne Monolith prägt nun auch die Düsseldorfer Skyline.

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