Die Weiße Stadt im nördlich von Berlin gelegenen Oranienburg wurde 1937/38 als Werkssiedlung für die Arbeiter der damaligen Heinkel-Werke errichtet, in der Kampfflugzeuge für die NS-Luftwaffe produziert wurden. Nach dem Krieg nutzte die Rote Armee die Siedlung als Teil ihrer Kaserne, erst 1994 wurde die Weiße Stadt öffentlich zugänglich. Heute ist sie ein beliebtes Wohnquartier – so beliebt, dass es derzeit im Nordwesten erweitert wird.
Als Teil der Erweiterung soll auch eine Kita für zehn Gruppen mit insgesamt 89 Kindern gebaut werden. Für deren Gestaltung lobte die Stadt Oranienburg im September 2019 einen nicht offenen, einphasigen und interdisziplinären Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 für Architekten und Landschaftsarchitekten aus. Betreut wurde dieser durch das Cottbusser Büro keller architekten.
Das Preisgericht unter Vorsitz von Carl Schagemann (Architekturcontor Schagemann Schulte, Potsdam) hat nun unter 14 eingereichten Arbeiten das Konzept des Teams Knoche Architekten (Leipzig) und Heinisch Landschaftsarchitekten (Weimar) mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Damit einher ging ein Preisgeld von 11.250 Euro. Weiterhin wurden ein zweiter Rang mit 7.000 Euro, ein dritter mit 4.250 Euro sowie zwei Anerkennungen mit je 1.250 Euro vergeben:
- 1. Platz: Knoche Architekten (Leipzig) mit Heinisch Landschaftsarchitekten (Weimar)
- 2. Platz: quadrat+ architekten (Recklinghausen) mit FL Freese Landschaftsarchitektur (Dorsten)
- 3. Platz: meyerwittig Architekten und Stadtplaner (Cottbus) mit hutterreimann Landschaftsarchitektur (Berlin)
- Eine Anerkennung: werkgruppe kleinmachnow (Kleinmachnow) mit Harms Wulf Landschaftsarchitekten (Berlin)
- Eine Anerkennung: NABE architecture mit Estudio LAC (beide Berlin)
Zu den wesentlichen Beurteilungskriterien zählten die städtebauliche Setzung, der architektonische Ausdruck, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sowie ein qualitativ hochwertiger Außenraum. Der Gewinnerentwurf sieht einen zweigeschossigen Riegel vor, dessen Äußeres durch vertikal verlaufende Holzleisten charakterisiert ist. Der Jury gefiel besonders die gelungene Korrespondenz mit einer gegenüberliegenden alten Doppelscheune, die kompakte, effiziente Bauweise, die natürliche Belichtung und Belüftung sowie der konsequente Einsatz von Holz für Tragwerk und die Fassade. Eine aus der Dachkonstruktion entwickelte dritte Geschossebene schafft ein zusätzliches Flächenangebot und eine zweite Belichtungsebene für die Gruppenräume. Weiteres Extra ist ein Laubengang, der zwischen Gebäude und Freiraum vermittelt.
Die Ausloberin wird nun mit dem Gewinnerteam in Verhandlungen für eine Beauftragung treten. Sollte sie in der Folge von der Empfehlung des Preisgerichts abweichen wollen, ist ein Verhandlungsverfahren nach §14 Abs. 4 Nr. 8 VgV mit allen Preisträgern vorgesehen, in das das Wettbewerbsergebnis mit einer Gewichtung von 50 Prozent eingeht.
(da)Alle zum Wettbewerb zugelassenen Arbeiten sind vom 21. Februar bis zum 20. März 2020 im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung im Schloss Oranienburg, Schloßplatz 1, 16515 Oranienburg zu sehen.
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