Fahrgäste drängeln sich mit ihrem Gepäck auf dem Bürgersteig, kommen sich mit Passanten und Radfahrern in die Quere, und bei Regen fehle ein Unterstand – so beschreibt der Weser-Kurier die Situation am Bremer Busbahnhof. „Kein richtiger ZOB, nur ein paar Haltestellen, keine Sitzmöglichkeiten“, bemängelt ein User in seiner Google-Bewertung. Rund 130.000 Menschen nutzen den Busbahnhof jeden Tag, der sowohl Halt für den regionalen Busverkehr als auch zentraler Umsteigepunkt des ÖPNV ist.
Damit ist der Standort zwischen Breitenweg und Hugo-Schauinsland-Platz mehr als ausgelastet. Unbefriedigend, befand auch die Stadt Bremen und lobte einen anonymen, nicht offenen Realisierungswettbewerb aus. Entstehen soll ein Ensemble aus Fernbusterminal, Hotel und Parkhaus in Zusammenarbeit von privatem und öffentlichem Bauherr: Buhlmann Immobilien soll das 40 Meter hohe Hotel und 500 Stellplätze starke Parkhaus realisieren, die Stadt Bremen das Fernbusterminal.
Als Ort für den ZOB wurde in einer Vorstudie, an der die Wettbewerbsteilnehmer Westphal Architekten (Bremen) beteiligt waren, die bislang kaum genutzten Flächen am Bremer Fruchthof auserkoren. In Verlängerung der Gleisachse des Hauptbahnhofs soll das Fernbusterminal hier zwischen Überseemuseum, Multiplexkino und denkmalgeschütztem Fruchthof entstehen. Gleichzeitig soll so die städtebauliche Entwicklung der in den 1950/60-Jahren wiederaufgebauten Bremer Bahnhofsvorstadt angestoßen werden.
Zehn Büros aus Bremen, Hamburg, Stuttgart und Dresden sowie COBE aus Kopenhagen wurden zum Wettbewerb eingeladen. Betreut wurde der Wettbewerb durch das Bremer Büro hübschen | knigge. Den mit 15.000 Euro dotierten ersten Preis vergab die Jury unter der Vorsitzenden Gesche Grabenhorst an ein Terminal aus Membrangewebe auf schlanken Stützen der beiden Dresdner Büros Knerer und Lang Architekten und Atelier . Schmelzer . Weber. Neben einem zweiten Preis gab es drei Ankäufe:
- 1. Preis: Knerer und Lang Architekten mit Atelier . Schmelzer . Weber, beide Dresden
- 2. Preis: blauraum Architekten , Berlin
- Ankauf: André Poitiers, Hamburg
- Ankauf: Renner Heinke Wirth Zirn, Hamburg
- Ankauf: Westphal Architekten, Bremen
Geplant sind elf Haltebuchten, neun davon überdacht. 90 Busse sollen künftig pro Tag am neuen Terminal halten und Bremen via Fernbus mit Deutschland und Europa verbinden. Übernachten kann man dann in einem elfgeschossigen Neubau, der bis zum siebten Obergeschoss ein Hotel mit 120 Zimmern und im achten und neunten Obergeschoss möblierte Apartments oder Büros vorsieht. Im zehnten Obergeschoss ist ein Restaurant angedacht. Das siebenstöckige Parkhaus nebenan soll Bremens zentralen Umsteigepunkt perfekt machen.
Die Jury lobt das skulptural geformte, modulare Dach sowie das elegant gegliederte, im Stadtraum präsente Hotel und dessen Betonfassade. Positiv hervorgehoben werden die Lesbarkeit und Klarheit der verschiedenen Räume sowie deren einladende Wirkung. In der Begründung heißt es, das Motiv der überhöhten Arkade des Terminals korrespondiere mit den Dimensionen des Daches, wodurch der Raum rings um das Terminal großzügig wirke und gute Orientierung böte. Der Baubeginn ist für 2020 geplant. Und schon ein Jahr später sollen bereits die ersten Busse vom neuen Bremer ZOB rollen.
(kat)
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LAMAA | 12.12.2018 17:53 UhrStandard mittelmäßig
Das Verfahren schränkt Ideen ein und grenzt andere aus. Schade, Chance vertan & ein HOCH auf unsere Baukultur!!!