St. Georg ist ein recht junges Kloster: Die Berliner Diözese der Russisch-Orthodoxen Kirche erwarb das Grundstück im uckermärkischen Götschendorf im Jahr 2006 – für einen symbolischen Euro. Auflage des Landes Brandenburg war, dass hier innerhalb von 15 Jahren ab der Liegenschaftsübertragung 4 Millionen Euro in bauliche Maßnahmen investiert werden. So sollte das unter Denkmalschutz stehende Herrenhaus – in dessen bewegter Geschichte unter anderem Hermann Göring oder die NVA eine Rolle spielen – zum Gäste- und Seminarhaus, das Nebengebäude zum Dormitorium mit Bibliothek und Speisesaal umgebaut werden. Die Finanzierung durch Spenden vorwiegend russischer Unterstützer gestaltete sich jedoch zäh. 2007 wurde das Kloster gegründet und die 30 Mönche bezogen das grob hergerichtete Nebengebäude. Zehn Jahre später wurde jetzt die zugehörige Kirche fertiggestellt.
Den Entwurf für den Sakralbau lieferten Tchoban Voss Architekten (Hamburg/Berlin/Dresden), die auch die umfassenden Umbaumaßnahmen der Klostergebäude planen. Während die Architekten mit ihrem Rathausprojekt in St. Petersburg einen von hiesigem Architekturgeschmack gepägten Bau in den postmodernen Pomp vieler dortiger Machtrepräsentanzen einfügte, gelang den Architekten in Götschendorf gewissermaßen der Umkehrschluss: Scheinbar selbstverständlich verpflanzten sie einen russlandtypischen Baustil in die Landschaft der Uckermark.
Als sockelloses, viergiebeliges Volumen auf quadratischem Grundriss mit drei Apsiden, neobyzantinischer Zwiebelhaube, Kuppel und runder Laterne fügt sich die Kirche in die Klosteranlage ein. Reduzierte Formen, haptische Materialität und Details wie die feingliedrigen Lisenen sorgen jedoch für souveräne Klarheit.
Mit hellen Dachschindeln und geschlemmtem Ziegelmauerwerk in leicht variierender Farbgebung reflektiert sie das Tageslicht – die Klosterkirche ist nicht fremd im Dorf, sondern läutet ein neuen Abschnitt für die nun um eine Gemeinde erweiterte Gemeinde ein. (kms)
Fotos: Lev Chestakov
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FSS | 19.05.2017 08:13 UhrKirche im Dorf
Das stimmt, der Fries am Giebel ist wirklich grausig. Davon abgesehen doch ganz gut gelungen. Was mich aber auch noch stört ist, dass das Gebäude so ansatzlos, heißt ohne Sockel und Podest, aus der Wiese "wächst". Das gibt ihm das billige, kulissenhafte Aussehen eines Fertigteilhauses und wirkt ziemlich profan .... was für eine orthodoxe Kirche eher schlecht ist.