Seit seiner Gründung im Jahr 1832 hat das monumentale Kloster der Nonnenkongregation „Zusters van Liefde“ im Zentrum von Tilburg mehrmals räumliche Veränderungen erfahren, zuletzt in den 1980er Jahren. Nun wird der Komplex Oude Dijk erneut den sich verändernden Gegebenheiten einer alternden Schwesternschaft angepasst: Neben einer Renovierung des Bestands ist eine umfassende Erweiterung mit Bauten für Pflege und altersgerechtes Wohnen geplant. Für die ambitionierte Umgestaltung des Klostergeländes zeichnet das Rotterdamer Architekturbüro Shift architecture urbanism verantwortlich: In zwei Bauabschnitten entstehen drei neue Volumen, Bestandsbauten werden saniert und das zum Stadtraum hin introvertierte Gelände wird räumlich geöffnet. Der erste Neubau ist mittlerweile fertiggestellt.
In der ersten Bauphase wurde innerhalb des Baudenkmals ein Pflegeheim gestaltet und ein Wohnhaus mit 36 Zimmern und vier Gemeinschaftsräumen realisiert. Der viergeschossige Bau mit Backsteinfassaden orientiert sich in Ausmaß und Materialität am Bestand und ist räumlich mit ihm verbunden. Das Ensemble umfasst einen offenen Vorgarten und einen geschlossenen Innenhof, der ausschließlich als sicherer Außenraum für die pflegebedürftigen Schwestern dient. Der Vorgarten bildet dagegen den Eingangsbereich für das Pflegeheim und das Wohnhaus.
Für die zweite Bauphase sind zwei weitere Wohnhäuser vorgesehen, außerdem soll das Klosterensemble zur Stadt hin geöffnet werden. Denn trotz seiner zentralen Lage hat es bisher nur wenig Beziehung zur seiner Umgebung, was zum Teil auf seine Funktion zurückzuführen ist. Mit der geplanten Erweiterung sehen die Architekt*innen laut Pressetext „die Möglichkeit, die Klosteranlage aus ihrer Isolation herauszuführen, ohne dabei die private klösterliche Atmosphäre zu opfern“. Die neuen Gebäude seien nicht als Solitärvolumen zu erkennen, „sondern als Wände, die eine Vielzahl von diversen Außenräumen definieren“. Insgesamt drei neue, unterschiedliche Innenhöfe sollen so am Rand des Klostergartens entstehen.
Traditionelles Mauerwerk – Wasserstrichziegel mit hellgrauer Verfugung – soll die Wirkung der unterschiedlichen Mauerwerksverbindungen verstärken. Die differenzierten Backsteinfassaden beziehen sich auf die Außenräume und Teile des Denkmals. Der bereits realisierte Neubau steht etwa mit seiner vertikal gestalteten Stadtfassade im Dialog mit der klassischen Fassade des Bestandsbaus. Seine Gartenfassade wiederum wurde von den Architekt*innen als „bewohnte Gartenmauer konzipiert, die Transparenz mit Materialität und Solidität verbindet“. Der zweite Bauabschnitt, der die Neugestaltung des Gartens, den Abriss eines Altbaus aus den 1980er Jahren und die Realisierung der weiteren zwei Wohnblocks an seiner Stelle vorsieht, soll in diesem Jahr beginnen. (mg)
Fotos: René de Wit, Riccardo De Vecchi
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