Der Steintorplatz, auf der östlichen Seite des Hamburger Hauptbahnhofs gelegen, zählt nicht gerade zu den besten Lagen der Stadt. Lange Zeit befand sich hier mit dem Eingang zum Steindamm eine der Schmuddelecken der Hansestadt. Doch auch hier fasst die Gentrifizierung des umliegenden Stadtteils St. Georg langsam Fuß. Nun hat das Hamburger Büro coido Architekten das Klockmannhaus durch einen Neubau ergänzt und zu einem Hostel der Kette „Generator Hostel“ umgebaut.
Das 1870 als Savoy-Hotel erbaute Klockmannhaus bildet den südlichen Schlussstein des gegenüber des Hauptbahnhofs befindlichen Blocks zwischen Kirchenallee und Steintorweg. Es bildet im Stadtgefüge nicht nur einen markanten Hochpunkt, sondern mit seiner dunklen Klinkerfassade auch materiell einen Kontrast zu den größtenteils hell verputzten, meist vier bis fünfgeschossigen Nachbarn.
Das Haus steht unter Denkmalschutz: Nach dem Erwerb durch Ernst Klockmann beauftragte dieser 1925 die Modernisierung durch eine zeitgenössische Klinkerfassade und die Erweiterung auf insgesamt acht Geschosse, womit das Gebäude zum ersten Hochhaus in der Hamburger Innenstadt wurde (Architekten: Klophaus, Schoch, zu Putlitz). Vor allem aus dieser Erweiterung, die statisch durch eine ins Bestandsgebäude getriebene Stahlkonstruktion ermöglicht wurde, resultiert die Komplexität der denkmalgeschützten Bausubstanz. Das nördlich am Steintorweg gelegene, dazugehörige Werkstattgebäude konnte allerdings abgebrochen und durch einen fünfgeschossigen Neubau ersetzt werden.
Als Leitmotiv des Entwurfs beschreiben die Architekten „eine expressive Dynamik, die sich zum einen aus dem Backsteinexpressionismus des Bestandsgebäudes ableitet, zum anderen aber auch die Marke „Generator Hostels“ verkörpert.“ So bezieht sich die Neubaufassade in ihrer Struktur auf den Altbau – verglastes Erdgeschoss, Piano nobile, Regelgeschosse – und möchte so durch Vor- und Rücksprünge Spannung und Dynamik erzeugen.
Im Inneren des Gebäudekomplexes setzt sich die polygonale Formensprache fort: In den Aufenthaltsbereichen im Erdgeschoss wurden die beiden Gebäudeteile durch gefaltete Brüstungsbänder und Lichtvouten verknüpft, und auch in den Erschließungszonen der oberen Geschosse sollen verschrägte Aufweitungen für räumliche Spannungen sorgen.
Fotos: Ralf Buscher
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