Sechs unterschiedliche Standorte des Universitätsklinikums Ulm konnten jetzt einen gemeinsamen Neubau beziehen: Im Juni nahmen die neue Chirurgie und die Dermatologie die Arbeit an der – von KSP Jürgen Engel Architekten gebauten – neuen Adresse mit dem hübschen Namen „Oberer Eselsberg“ auf.
Das voluminöse Gebäude ist funktional und gestalterisch in zwei Bereiche geteilt. Als Basis dient ein zwei- bis dreigeschossiger, in die Landschaft eingefügter Bau mit acht bepflanzten Höfen. In diesem Sockelgebäude befinden sich 15 OP-Säle, die Intensivstation und Funktionsbereiche wie Notfallaufnahme, Radiologie, Fachambulanzen und die Dermatologische Klinik. Darüber schwebt das Bettenhaus mit acht Pflegestationen.
Ein großzügiger Foyer-Pavillon übernimmt zentrale Funktionen wie die Patientenaufnahme und dient zudem als Verteiler zu der zweigeschossigen „Magistrale“, über die man zu den Fachabteilungen und allen anderen Bereichen gelangt. Diese Achse ist zur Landschaft hin verglast; sie verbindet das Sockelgebäude mit dem Bettenhaus.
Dieses ist durch die Betonung und Ablesbarkeit der Geschossdecken horizontal gegliedert, ufert optisch aber trotz seiner Länge von 160 Metern nicht aus, da es durch einen Rahmen ringsrum gefasst ist. Die gäsernen Öffnungsflügel an der Längsfassade variieren farblich; das sorgt sowohl für einen freundlichen Gesamteindruck als auch für eine schöne Lichtstimmung in den Patientenzimmern.
Vier Lichthöfe durchdringen sämtliche Ebenen und lassen dadurch auch in die untersten Geschosse Tageslicht. Die Pflegestützpunkte (früher „Schwesternzimmer“) und andere Funktionsräume der Stationen orientieren sich zu den Höfen.
Neben den farbigen Glasbrüstungen wurde für die gesamte Anlage ein Farbkonzept mit den warmen Tönen Gelb, Orange und Braun gewählt. Neben der Äshetik dient dieser Farbcode in den Zimmern, den Fensterrahmungen und auch im Außenbereich der besseren Orientierung.
Das Hauptziel des Entwurfs war laut Jürgen Engel, die verschiedenen funktionalen Aspekte in einfache, dabei „ausdrucksstarke architektonische Formen“ zu übersetzen und die enge Einbindung in die Landschaft herzustellen. Die klare Trennung von Behandlung und Bettenhaus hat bereits einen eigenen Namen: „Ulmer Modell“ und soll schon Vorbild für weitere Vorschläge im Krankenhausbau gewesen sein.
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dom | 16.07.2012 19:22 UhrGlückwunsch!
Mit einem solchen Bauunternehmen ein Haus, noch dazu ein Krankenhaus, gebrauchstauglich fertig zu stellen ist eine Meisterleistung. Meinen Glückwunsch an Architekten, Bauleiter und Bauherren.
Widersprechen möchte ich jedoch dem "Ulmer Modell", das meiner Meinung nach weder eine Ulmer, noch eine Engelsche-Erfindung ist: Beispielsweise das in den 1960er Jahren, in Heidelberg von Rossmann und Partner, entworfene Salem (Krankenhaus), funktioniert nach dem selben Prinzip bis heute hervorragend.