Ein heterogenes städtisches Umfeld verlangt nach einer gewissen architektonischen Präsenz, das war eine der Prämissen der Architekten. Gleichzeitig sollte das Haus, das hier zu planen war, nicht zuletzt mit Blick auf das ganzjährig warme Klima in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá leicht und durchlässig sein. Die Lösung? Das ortsansässige Büro um Giancarlo Mazzanti entschied sich für einen Backstein-Vorhang, der das eigentliche Gebäude umschließt und dabei Platz genug für einen offenen Zwischenraum lässt. Interessant ist dabei auch, dass es sich hier nicht etwa um einen Kulturbau handelt, sondern um ein Krankenhaus – in Deutschland nicht gerade ein Spielfeld für gestalterische Innovation.
Der kubische Neubau der Fundación Santa Fe de Bogotá steht im Stadtteil Usaquén und ergänzt dort einen bestehenden Klinikkomplex. Der liegt am Schnittpunkt zweier wichtiger Straßen, weshalb die Architekten um Mazzanti ihr Projekt von Anfang an als Ergänzung des öffentlichen Raums konzipierten. Ein Sockelbau integriert die Klinik auf Straßenebene und bietet dort auch Nutzungen jenseits des medizinischen Programms, während einige Stufen auf das Dach des Sockels führen, das als begrünter Platz ausgeformt ist. Dort erhebt sich dann das Volumen, dessen V-Stützen und durchlässige Fassade an einen steinernen Wiedergänger des legendären OMA-Entwurfs für die Pariser Nationalbibliothek denken lässt.
Die diagonale Positionierung des Kubus auf dem Grundstück greift dabei den ursprünglichen Masterplan der Anlage auf, die durch mehrere, eher pragmatische Ergänzungen längst zu einem Labyrinth geworden war. Ihre Ergänzung verstehen die Architekten dabei als Bindeglied, das auch hinsichtlich der Bestandsbauten die Zirkulation verbessert. Im unteren Teil des Gebäudes sind therapiespezifische Nutzungen wie verschiedene Intensivstationen und Operationssäle sowie Seminarräume und Auditorien angeordnet, während sich in den oberen Stockwerken die Patientenzimmer befinden.
Die Vorhangfassade aus abgehängten Backsteinmatten ist dabei nicht nur auf die skulpturale Wirkung im Stadtraum kalkuliert, sie wurde in ihrer Durchlässigkeit auch an die verschiedenen Nutzungen angepasst. Öffentlichere Bereiche wie Warteräume erhielten dabei eine luftigere Struktur und die Patientenzimmer gar offene Fensterbänder. Hingegen erscheint das restliche Volumen zumindest bei Tage fast verschlossen – im Operationssaal braucht man schließlich kein pralles Sonnenlicht. Auf abstrakte Weise wird die Nutzung damit auch im Stadtraum ablesbar. Eine weitere räumliche Besonderheit des Gebäudes markiert dabei ein kreisförmiger Abdruck im oberen Gebäudeteil. Dort befindet sich ein mehrgeschossiger, subtropisch intensiv begrünter Freiraum, der auch den Patienten zugänglich ist. Dabei zeigt sich, dass selbst der scheinbar massive Teil der Fassade noch immer Licht und Luft nach innen lässt. (sb)
Fotos: Alejandro Arango, Andres Valbuena
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Designer | 14.09.2017 10:19 UhrB A C K stein
Das wäre was für Hamburger Backstein-Freaks. Auch ich wäre sehr froh wenn so was in meiner Stadt stünde. Aber das sieht wohl eher nach aussichtslos aus.
Tolle Hospital-Art!