Vor ein paar Jahren erweiterte das junge Architektenduo DRATZ&DRATZ aus Oberhausen einen Club in Essen um einen Raucherraum. In einer ehemaligen Tiefgarageneinfahrt entstand so ein Veranstaltungsraum. Das kleine Projekt erhielt in diesem Jahr sogar eine Anerkennung zum DAM-Preis. Ben und Daniel Dratz wissen, wie man aus sehr kleinen Anbauten etwas Größeres macht. Für das St. Josef Krankenhaus in ihrer Heimatstadt entwarfen die Architekten nun eine Fluchttreppe, die ebenfalls etwas mehr bietet, als die Bauaufgabe vermuten lässt.
Die Treppe im schwarzen Quader aus Aluminium-Mehrschichtplatten schließt an prominenter Stelle an den Klinikbau aus Backstein an. Sie liegt in direkter Nähe zum Haupteingang und erschließt eine Praxis im Erdgeschoss. Deshalb sollte das Bauwerk gleichzeitig seine Monofunktionalität abbilden und eine angemessene gestalterische Qualität besitzen. Der Turm wirkt im Straßenraum als eigenständiges Bauwerk und markiert so den Zugang zur Praxis.
Konstruktiv musste die Treppe eigenständig sein. Sie steht frei und ist über Brücken mit der dreigeschossigen Intensivstation verbunden. Auch natürliche Belüftung war eine Auflage der Bauordnung. So sind die Platten der Verkleidung teilweise gekürzt, um Luft und Licht einzulassen. Auch von oben ist der Turm offen. Trotz aller Präsenz bleibt es ein kleiner Eingriff in das Krankenhaus-Ensemble mit benachbarter Kirche. (dd)
Fotos: Daniel Dratz
Zum Thema:
Das Maß der Treppe: Ein Essay über den langen Weg zur DIN 18065 in der Baunetzwoche#417
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