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08.02.2022

Einzelzimmer garantiert

Klinik in Winterthur von RA-B Architekten


Bereits Ende des 19. Jahrhunderts legte man im Zentrum von Winterthur ein Einwohnerspital mit 90 Betten an. Das Krankenhaus, das heute den Namen Kantonsspital Winterthur trägt, wuchs schnell zu einem größeren Komplex mit verschiedenen Gebäuden an. Eines davon war ein im Jahr 1968 bezogenes Hochhaus, das nun aufgrund seiner Baufälligkeit und schlechten Energiebilanz für einen Neubau weichen musste.

Den zweistufigen Wettbewerb für einen Ersatzneubau konnten 2010 RA-B Architekten (Basel) – eine Planergemeinschaft bestehend aus den beiden Büros Rapp Architekten und Butscher Architekten – für sich entscheiden. Unter dem ursprünglichen Projektnamen didymos, was im Griechischen Zwilling bedeutet, entwarfen sie einen lang gestreckten, neungeschossigen Ersatzneubau mit 213 Zimmern. Bei diesem handelt es sich typologisch gesehen um eine Kopie des bestehenden Bettenhauses von 1954, deshalb der Name. Die Besonderheit: In dem langen Riegelbau bekommt man, abgesehen von der Abteilung für Kinder, nur Einzelzimmer. Das soll nicht nur vorteilhafter für die Patient*innen, sondern auch wirtschaftlicher für den Klinikbetrieb sein. Ergänzt wird der Komplex durch einen siebengeschossigen Behandlungstrakt, der das Bettenhaus mit den Bestandsgebäuden verbindet.

Die Idee hinter der vergleichsweise luxuriösen Belegungspolitik: Einzelzimmer trügen zur schnelleren Genesung der Patient*innen bei, da sich das Infektionsrisiko verringere und beispielsweise ein ungestörterer Schlaf ermöglicht werde, erklären die Architekt*innen. Wirtschaftlicher sei dies auch, da belegte Zimmer stets zu 100 Prozent ausgelastet sind – im Gegensatz zu Mehrbettzimmern, die man mit Rücksicht auf Geschlecht und Kultur der Patient*innen nie komplett nutzen könne. Darüberhinaus ließen sich Gespräche mit Ärzt*innen direkt in das Krankenzimmer verlegen, was betriebliche Abläufe verbessere. Man darf gespannt sein, ob dieser Ansatz in den nächsten Jahren Schule macht.

Der Zugang zum Haus erfolgt über einen neuen Haupteingang im Verbindungsbau. In den Geschossen über dem Eingangsbereich sind Untersuchungs- und Behandlungsräume untergebracht, im fünften Obergeschoss befinden sich sieben Operationsräume, die auf der gleichen Ebene wie auch die Säle im Bestandsbau liegen. Etwas ungewöhnlich ist die Erschließung der Untersuchungs- und Behandlungsräume. Die sind leicht zurückgesetzt, wodurch  zusätzliche Korridore entstehen, dank derer sich die Wege verschiedener Nutzergruppen voneinander trennen lassen. Während Patient*innen und Angehörige durch einen Mittelgang geschleust werden, betreten die Ärzt*innen die Räume von der anderen Seite. Einzelbüros gibt es keine, da diese laut Analyse sowieso die meiste Zeit leer stünden. Statt dessen hat man pro Behandlungsgeschoss einen Open-Space eingerichtet.

Zum Projekt gehörte neben dem Bettenhaus und Behandlungstrakt außerdem der Neubau der Radio-Onkologie, dessen Fertigstellung bereits 2017 erfolgte. Auch die südlich gelegene Grünanlage, der man durch die Teilnutzung als Parkplatz lange Zeit wenig Aufmerksamkeit schenkte, wurde dank der Arbeit der Basler Landschaftsarchitekten Westpol wieder zum Leben erweckt. Die Baukosten werden mit 350 Millionen Franken angegeben. (dsm)

Fotos: Roman Weyeneth



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