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18.08.2022

Lichtherapie unterm Schmetterlingsdach

Klinik in Calgary von 5467896 Architecture


Gibt es aktuell einen Trend zu Betonsockeln mit Holzaufbauten? Erst im Juli wurde bei Lyon eine Schule in dieser Konfiguration fertiggestellt. Nun folgt eine Klinik mit ähnlichem Querschnitt auf der anderen Seite des Atlantiks, genauer in Calgary im Westen Kanadas. Das Gebäude mit seinen 2.300 Quadratmetern wurde von 5468796 Architecture mit Sitz in Winnipeg gestaltet und umgesetzt.

Die Klinik steht in einer bereits vorstädtischen Umgebung rund fünf Kilometer südwestlich der Downtown. Dicht an dicht drängen sich hier die Einfamilienhäuser und an den Straßen stehen einige mittelgroße eingeschossige Gewerbebauten. Auch ein paar kleinere Appartementhäuser gibt es hier bereits. Das Gebäude mit seinen zwei oberirdischen Geschossen fügt sich gut ein, es verweist zugleich aber auch schon auf die weitere Urbanisierung der Umgebung. Dazu gehört auch, dass hier nicht – wie bei vielen Nachbarn – ebenerdig vor der Tür, sondern auf zwei Ebenen im Untergrund geparkt wird.

Im Vergleich zum eingangs erwähnten, eher introvertierteren Unterbau der Schule lässt der deutlich plastischer gestaltete Betonsockel der Klinik an spätmoderne Referenzen denken. Die Architekt*innen ordnen hier mehrere Gewerbeeinheiten mit direktem Straßenbezug an. Diese sind inzwischen unter anderem an eine Zahnarztpraxis und eine Apotheke mit integriertem Café vermietet. Ein mittig gesetzter Zugang erschließt dann die Klinik im Obergeschoss, wobei die meisten Kund*innen vermutlich nicht zu Fuß, sondern mit dem Auto kommen werden. Die erreichen die Klinik dann über zwei Aufzüge.

Mit Blick auf deren Räume erwähnen die Architekt*innen ein interessantes Detail. Gerade in der Dermatologie sei ausreichendes natürliches Licht noch immer eine wichtige Voraussetzung für Anamnese und Behandlung. Ein zum Rand hin sanft geschwungenes Schmetterlingsdach, das teilweise durch eine bündig umlaufende Glasfassade kaschiert wird, dient dahingehend als eine Art Lichtfänger. Vier Loggien an den Ecken lassen die Konstruktion aber auch im Stadtraum erkennbar werden und sorgen für eine leichte, fast schon pagodenartige Anmutung des Aufbaus. Diese Lösung hat außerdem den Vorteil, dass sich die notwendige Klimatechnik unauffällig integrieren ließ. Ein kleiner Patio bringt Licht schließlich auch in die Tiefe des Grundrisses.

Die besondere Dachkonstruktion bestimmt darüber hinaus die Atmosphäre der Räume. Sie ruht auf einem überdimensionierten Raster aus Brettschichtholz, das überall sichtbar belassen wurde. Damit erkennt man auch, dass es sich bei dem markanten Betonband des Obergeschosses nicht nur um eine Brüstung handelt, sondern um eine vollständig geschlossene Umfassung. Im Zusammenspiel mit darüberliegenden Glasflächen ergibt dies eine interessante Balance zwischen gefühlter Offenheit und tatsächlicher Introversion. (sb)

Fotos: James Brittain



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