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09.01.2015

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Romantischer Felsen

Kleist-Museum in Frankfurt (Oder)


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Beide Gebäude stehen selbstständig nebeneinander: Ein geschwungener Barockbau von Martin Friedrich Knoblauch von 1777/78 und der strenge Naturstein-Kubus vom Büro Lehmann Architekten (Offenburg/Berlin), der im Oktober 2013 eröffnet worden ist. Verkröpfen sich beim Alten die Gesimse und brechen die Fensterrundbögen auf, so bündeln und strecken sich klare Fensterrechtecke beim Neuen über ein reduziertes Raster. Dennoch stehen die zwei Gebäude im Dialog miteinander: In einer Flucht sind die beiden angelegt, haben jeweils drei Geschosse, eine Glasfuge verbindet sie.

Der Dialog, aber eher der dramatische Dialog, das passt auch zum frühromantischen Schriftsteller Heinrich von Kleist. Ihm sind die beiden Gebäude im historischen Zentrum seiner Heimatstadt Frankfurt (Oder) gewidmet. Schon zuvor beherbergte die Garnisonsschule, die im Geburtsjahr des Literaten errichtet wurde, ein Kleistmuseum. Mit dem Gebäude von Lehmann Architekten, die 2010 den Wettbewerb gewinnen konnten, wurde das Museum nun um Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Archivräumlichkeiten erweitert.

Der Ausstellungsparcours mit Manuskripten, originalen Briefen und Gegenständen aus Kleists Leben, führt durch beide Gebäude. Über den neuen Eingang des Kleistmuseums - als einzige Betonung der glatten Fassade von Lehmann Architekten tief eingerückt - gelangt man zunächst in den allgemein zugänglichen Bereich mit Cafeteria, Museumspädagogik und Veranstaltungsräumen. Das zentrale Foyer stellt den räumlichen Bezug zum Altbau her.

Naturverbunden war Kleist. Er blieb nicht in seiner Geburtsstadt, sondern suchte gemeinsam mit seiner Verlobten Wilhelmine 1802 das wahre Leben in der Einfachheit eines bäuerlichen Daseins. Rauh und porös ist auch der Naturstein, das Wachenzeller Dolomit, mit dem die Architekten ihren Bau verkleidet haben. Kleists Trip in eine Rousseau’sche Naturidylle endete schnell. Die Liaison mit Wilhelmine zerbrach 1802, ebenso tat es der Krug in der Literatur. Beidem, seinem Leben und seinem Schreiben, ist in dem sensualistischem Lehmann-Kubus nun nachzuspüren. (sj)

Fotos: Anastasia Hermann


Zum Thema:

www.heinrich-von-kleist.org


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

Architekt | 12.01.2015 12:42 Uhr

Interessant

Interessant, daß der Neubau unserer Zeit dem reaktionären Barock gegenübergestellt wird. Sehr ähnlich wie das "Dramatische und Revolutionäre in Kleists Schriften" der damaligen Zeit gegenüber stand. Vielleicht in direkter Übertragung auf die Architektur hier etwas zu offensichtlich, obwohl es Latimer noch zu wenig scheint.

4

achi | 10.01.2015 17:52 Uhr

irgendwie...

...sind die gegensätze interessant.

3

Designer | 10.01.2015 13:40 Uhr

Dialogverweigerung

Da kann ich latimer nur zustimmen. Einen Dialog sehe ich da auch nicht. Würde der Neubau in einiger Entfernung zum Bestandsgebäude stehe könnte man das als Dialog erklären. So wird spielt sich der Neubau-Kasten ungebührlich in den Vordergrund und scheint das alte Gebäude wegschieben zu wollen.

Für einen Dialog ist das leider zu unsensibel.

2

M. Kohlhaas | 10.01.2015 12:47 Uhr

Hinz und Kunz

Wie so oft in Deutschland regiert der kleinste gemeinsame Nenner - Langweiligkeit geht vor Sensibilität. Schade, dass im Namen Kleists so ein öder Klotz an den schönen Altbau gepappt wurde, der das Dramatische und Revolutionäre in Kleists Schriften in keinster Weise reflektiert.

1

latimer | 09.01.2015 19:36 Uhr

Romantischer Felsen?

Dialog? Nein! Das ist ein ein Erdrücken des eleganten Barockbaus durch einen unsensiblen, faden Klotz! Sensualistisch? Nein! Das wirre Durcheinander unterschiedicher Designmotive im Inneren kann den an Kleist und Architektur interessierten Besucher nur erschauern lassen!

 
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