Selbst in japanischen Vororten wie im 200.000 Einwohner zählenden Itami unweit von der Stadt Osaka sind Bauplätze für Kleinfamilien knapp. Viele Architekten sind deshalb darauf spezialisiert, die Anforderungen an ein klassisches Familienwohnhaus auf kleinstem Raum zu verwirklichen. Das Itami House des von Yo Shimada geführten Büro Tato Architects ist so ein Minihaus.
Auf einer Grundstücksfläche von nur knapp 60 Quadratmetern errichteten die Architekten ein auf 35 Quadratmetern Grundrissfläche gebautes Kleinfamilienhaus mit 95 Quadratmetern Wohnfläche.
Japanische Bauvorschriften fordern einen Abstand der Hausfassaden zur Grundstücksgrenze von 50 Zentimetern, sodass mindestens ein Zwischenraum von einem Meter zwischen den Außenwänden der angrenzenden Nachbarhäuser entsteht. Tato Architects haben diesen Abstand hier noch einmal verbreitert, um einen Zugang über die Längsseite des Hauses zu ermöglichen. Um die erlaubte Ausdehnung trotzdem zu nutzen, haben sie in der ersten Etage wohnraumraubenden Stauraum einfach nach außen verlagert: Zwei Schränke und ein kleiner Toilettenraum sind als durch die Außenwand gesteckte Volumen konzipiert, deren Rückwände wie Erker aus der Fassade ragen.
Sind die Schränke also Teil der Architektur geworden, war es umgekehrt das Prinzip der Architekten, die weiteren innenarchitektonischen Elemente des Hauses – wie etwa Treppenläufe, Waschraum und Toilette – gestalterisch als Möbel zu verstehen. Besonders deutlich wird diese Idee bei der Treppe, die vom Erdgeschoss in die erste Etage führt. Diese hinaufsteigend, kommt der Bewohner unter dem Esstisch an. Die Architekten sehen darin eine Verschmelzung von Möbel und Architektur. Die Treppen seien die „Choreographen der räumlichen Erfahrung“ dieses schmalen Hauses.
Fotos: Koichi Torimura
Auf Karte zeigen:
Google Maps
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Gerhard Fuetterer | 18.10.2013 18:54 UhrIst so etwas bei uns in Deutschland möglich?
Ist so etwas bei uns in Deutschland möglich?
Zum Einen setzt dies eine hoch angesiedelte Kultur und Selbstdisziplin voraus. In der Art wie man in seiner Wohnung wohnt, sich seinen Tagesablauf einplant und sich organisiert.
Die japanische Sitte das Haus nie in Strassenschuhen oder das Bad nie in den allgemeinen Hausschuhen zu betreten ist eine Grundvoraussetzung. In so einer Atmosphäre können sogar Treppenstufen als Schreibplätze benutzt werden, Treppenunterläufe werden zum Wandschrank und die Durchlässigkeit der Wände helfen hier in der Verwirklichung dieses Konzeptes.
Gewagt, gekonnt realisiert und ausgesprochen schön.
Solche Lösungen und Qualität der Planung und Ausführung haben wir schon des öfteren aus Japan gesehen.
Dazu brauchen wir hier in Deutschland jedoch Bauämter, die von Baufachleuten besetzt und nicht von Verwaltungen zu Tode verwaltet werden und jegliche neuen Lösungen, besonders im Reihenhausbau mit ihren Treppenhauskaminen die sowohl im Sommer als auch im Winter fast unbewohnbar gemacht werden
Bei solchen Grundrissen wie hier gezeigt könnte ich mir auch durch die Unterberechung der Treppenlaufgänge noch eine altersgerechte Zukunft unserer Reihenhaus-Multikopien vostellen