- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
16.02.2015
Bodenlos
Kita von LH Architekten in Hamburg
Auf dem Dach wird gepielt. Das ist eher ungewöhnlich für hiesige Kindertagesstätten, wird doch durch Wald- und Montessori-Kindergärten mit dem Begriff „Kindergarten“ die Pädagogik für Kleinkinder eigentlich mit Boden, Buddeln und Erde verbunden. LH Architekten aus Hamburg aber lassen die Kinder lieber mondän über hanseatische Giebel und den Hamburger Hafen schauen.
Der Dachspielplatz, den ja bekanntlich Le Corbusier schon für seine Wohnmaschinen favorisierte, ist wohl auch den Umständen geschuldet, die das Baugrundstück den Architekten vorgegeben hat. Mitten in Hamburg-Altona, zwischen dem heutigen Bahnhof und der einstigen Bahndirektion an der Museumsstraße, liegt das Grundstück. Ursprünglich war es für Stellplätze gedacht. Jetzt haben Jo Landwehr und Helmut Henke einen Neubau mit fünf Stockwerken hier errichtet. Nicht nur die Kita, sondern zwei Parkgeschosse und Apartmentwohnungen sind in dem Neubau untergebracht.
Spitz ragt der Baukörper an einer Seite des Grundstücks heraus. Die Ecken sind abgekappt und ziehen sich bis zum scharf angewinkelten Dach hoch. Ohne Gesimse, Dachauskragung oder sonstige horizontale Profilierung scheint der Neubau aus einem Körper geschnitten zu sein.
Vertikale Holzlamellen geben der Fassade eine klare Struktur. Im Bereich der Garage und auf dem Dach sind quadratische Öffnungen hineingeschnitten. Unten lüften sie die Autostellflächen, oben schaffen sie Ausgucker für die Kleinen.
Die rechteckigen Fensterformate der Kita-Räume und die der Loggien der Wohnungen ähneln den Fassadenöffnungen im Parkdeck und an der Kita-Spielfläche auf dem Dach. Doch verspielt – in unregelmäßigen Abständen und in der Höhe leicht verschoben – hat das Duo diese gleichförmigen Fenster auf die Fassade gesetzt. In ihren weißen Rahmungen stechen die Rechtecke zudem heraus und brechen die strenge Lamellenstruktur auf.
In der Wiederholung der gleichen Form und Maße entsteht dennoch ein homogenes Fassadenbild. Zu verspielt also sollte es nicht sein – die Kleinen müssen ja auch groß werden. (sj)
Fotos: Johanna Klier / Dorfmüller Klier, Heiner Orth
Zum Thema:
Bei kaum einem Bauvorhaben wird so viel diskutiert wie bei Kindergärten; bei kaum einer Bauaufgabe können Architekten so viel falsch machen. Die Baunetzwoche#331 „Ich bin eine Kita!“ zeigt Beispiele aus Antwerpen, Peking und Zürich
Zu den Baunetz Architekt*innen:
LH Architekten Landwehr Henke + Partner
Kommentare:
Kommentare (8) lesen / Meldung kommentieren