Ganz so „selbstverständlich“, wie Dürschinger Architekten (Fürth) meinen, fügt sich die Fassade ihres kürzlich fertiggestellten Gebäudes auf den ersten Blick nicht in die Schützenstraße des fränkischen Zirndorf ein. In ihrer bronzenen Farbigkeit bezieht sie sich zwar auf die steinernen Bestandsbauten in der unmittelbaren Umgebung. Die ornamentale Hülle aus leicht reflektierenden Metallkassetten ist allerdings im Hinblick auf ihre Geometrie und Struktur etwas sonderbar. Sie suggeriert dynamisch zu sein – gefaltete Metallstreifen lassen die Möglichkeit der Steuerung vermuten – obwohl sich an ihr nichts bewegen lässt.
Was ist dahinter? Ein Komplex aus Kita, Jugend- und Familienzentrum. Mit der städtebaulichen Platzierung des Baukörpers – die Architekten gruppieren die verschiedenen Nutzungen in einem zusammenhängenden L-förmigen Baukörper, der sich am westlichen Blockrand direkt an die Bestandsbauten setzt – erzielen sie einen größtmöglichen, zusammenhängenden Freibereich im Inneren des Blocks.
Im Innenraum organisieren sie die verschiedenen Programme mit vielfältigen Blickbeziehungen zueinander – ein Boden aus einem Klettergerüstnetz beispielsweise lässt die Kinder der Kita auf die der Krippe schauen. Der helle Innenraum ist durch eine Farbpalette grell-leuchtender beziehungsweise weißer Oberflächen und grauen Beton geprägt.
Mit der Perforation der Fassade – ein gleichmäßiges, kleinkörniges Muster aus Löchern – soll die Fassade die Funktion des Sicht- und Sonnenschutzes übernehmen. Es bleibt unklar, ob den Architekten der Zynismus einer derartig durchlöcherten Fassade – in der Schützenstraße! – bewusst war. Das Gebäude wirkt etwas, als wäre es in die Schussbahn geraten. Vielleicht war das mit „selbstverständlich“ gemeint. (df)
Fotos: Wolfram Reuter
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MacherUndMahner | 25.10.2016 20:06 UhrAugenkrebs
Für mich unfassbar, aber leider die hochgejubelte Realität im System Architektur.... Kollegen, wacht endlich mal auf und befreit Euch (und die Architektur) von diesen uralten (über 90Jahre alten) Dogmen!