Eine Villa wird mit radikalem Ansatz, klugem energetischen Konzept und doch in behutsamer Ausführung zur Kita umgebaut – ein wirklich ungewöhnliches Projekt. Es verwundert nicht, dass die
Kita Karoline Goldhofer in Memmingen die Jury des diesjährigen Balthasar Neumann Preises überzeugen konnte. Schließlich honoriert die Auszeichnung die innovative und über technisch etablierte Standards hinausgehende Zusammenarbeit der Fachdisziplinen. So geht der mit 10.000 Euro dotierte Preis, den der BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure und die DBZ Deutsche Bauzeitschrift alle zwei Jahre ausloben, in seiner zwölften Ausgabe an
heilergeiger architekten und stadtplaner, die das Projekt gemeinsam mit
Güttinger Ingenieure (beide Kempten) für die
Alois Goldhofer Stiftung realisierten.
Das Projekt weise in die Zukunft des Bauens, urteilt die Jury um den vorherigen Preisträger
Werner Sobek. Und wo sei dies wichtiger als in bei einer Kindertagesstätte? Der Umbau, bei dem der Kern der Villa erhalten, freigestellt und mit einer neuen Hülle umfangen wurde, zeuge von hoher architektonischer Sensibilität sowie ingenieurtechnischer Kompetenz. Auf die üblichen Wärmedämmmaßnahmen konnte ohne energetische Einbußen verzichtet werden. Zudem habe im Bauprozess die Reduzierung grauer Emissionen stets eine wichtige Rolle gespielt.
Neben der Hauptauszeichnung vergab das Preisgericht drei Anerkennungen. Alle ausgewählten Projekte wie folgt:
- Preisträger: Kita Karoline Goldhofer in Memmingen – Architektur: heilergeiger architekten und stadtplaner, Tragwerksplanung: IHW Beratende Ingenieure, Planung TGA: Güttinger Ingenieure (alle drei Kempten), Landschaftsplanung: Latz + Partner (Kranzberg), Lichtplanung: Generation Licht (Gaienhofen/Hemmenhofen), Bauherrschaft: Alois Goldhofer Stiftung
- Anerkennung: Adidas World of Sports Arena in Herzogenaurach – Architektur: Behnisch Architekten, Tragwerksplanung: Werner Sobek AG (beide Stuttgart), Fassadenplanung: KuB Fassadentechnik (Schwarzach), Planung HLS: Rentschler und Riedesser (Berlin), Lichtplanung: Bartenbach (München), Bauherrschaft: Adidas AG
- Anerkennung: Dialogicum in Karlsruhe – Architektur: LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart), Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Dr. Binnewies (Hamburg), Planung HLS: Pfeil & Koch Ingenieurgesellschaft, Planung ELT: GBI Gackstatter, Objektüberwachung: Ernst2 Architekten (alle drei Stuttgart), Projektsteuerung: fc.ingenieure (Ettlingen), Bauphysik: ITA Ingenieurgesellschaft für technische Akustik (Wiesbaden), Brandschutz: Halfkann + Kirchner (Erkelenz), Bauherrschaft: dm-drogerie markt
Das von jungen Architekt- und Ingenieur*innen ehrenamtlich realisierte Projekt
Initiative Rising Star des Vereins
Ingenieure ohne Grenzen überzeugte die Jury mit seinem Low-Tech-Ansatz sowie der konsequenten Verwendung von lokalen und CO2-armen Werkstoffen. Platz bietet das Schulgebäude am Stadtrand von Harare für etwa 800 Schüler*innen.
Ebenso wurde das Bürogebäude
Adidas World of Sports Arena in Herzogenaurach gewürdigt, geplant von
Behnisch Architekten (Stuttgart). Der Neubau punkte durch die ganzheitliche Planung im Zusammenspiel von Gestaltung, Fassadenkonzept und -ausformulierung sowie einem hohen Innovationsgrad in der Tragwerkserrichtung, so die Jury. Für die Tragwerksplanung zeichnet das Büro des Juryvmitglieds Werner Sobek verantwortlich.
Eine dritte Anerkennung ging an das
Dialogicum, das
LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart) für die Drogeriemarktkette dm entworfen haben. Die Jury lobte insbesondere die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Vielzahl von Fachplaner*innen, die für ein so großes, fortschrittliches und raffiniertes Gebäude unabdingbar sei. Die Qualität der Planung zeige sich in der nachhaltigen Fassade aus recycelten Ziegeln, den nutzerfreundlichen Details, der Inneneinrichtung und den räumlichen Sequenzen des Verwaltungsbaus.
Die digitale Preisverleihung fand am 15. Januar im Rahmen der BAU Online, Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme statt.
(kms)
Zum Thema:
www.balthasar-neumann-preis.de