Im Osten von Tschechien, nahe der slowakischen Grenze, liegt die Gemeinde Lideczko. Anstelle eines Bestandsbaus aus den 1950er Jahren steht dort seit 2021 ein neuer Gemeindesaal, der mit seiner an einen Boomerang erinernden Form das Grundstück des örtlichen Pfarrzentrums räumlich und inhaltlich abschließt. Der Entwurf des Projekts für die römisch-katholische Kirche stammt von den Architekt*innen Studio AEIOU aus Brno und umfasst neben dem Neubau auch die noch laufende Rekonstruktion des Pfarrhauses aus dem 16. Jahrhundert.
Der Eingangsbereich des insgesamt knapp 550 Quadratmeter großen Gebäudes ist ein offener, repräsentativer Raum mit Blick zur Kirche. Von hier aus führt ein überdachter Weg bis zur hinteren Terrasse, die an die ehemalige Hofmauer grenzt. Drinnen und draußen finden Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen statt – dank der großflächigen Überdachung auch bei schlechtem Wetter.
Der Gemeindesaal ist als Backsteinbau mit traditioneller Schindelverkleidung aus tschechischem Lärchenholz konzipiert. Wie die Fassade bestehen sowohl die Terrasse als auch zwei markante Regenrinnen aus Lärchenholz. Die Hauptrinne leitet dabei das Regenwasser in einen zentral angeordneten Brunnen vor dem Gemeindesaal. Der überdachte Außenbereich dagegen besteht aus einer Stützen-Pfetten-Konstruktion aus Tanne und Fichte. Mit einer Beschichtung aus lackiertem Aluminiumblech bildet das Dach einen Kontrast zur Schindelfassade und lehnt sich dabei farblich an die umgebenden Dächer an.
Durch die umarmende Geste des Neubaus entsteht ein geschützter Außenraum, in dem verschiedenste Aktivitäten stattfinden können. Die organische Gebäudeform, die hauptsächliche Verwendung von Holz und der zentral angeordnete Brunnen strahlen Ruhe aus und schaffen einen Ort der Gemeinschaft, zu dem Bewohner*innen des Ortes finanziell und mit handwerklicher Arbeit beigetragen haben. (lui)
Fotos: Martin Zeman
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reto | 25.08.2022 09:18 UhrJa...
...panisch - könnte man meinen wenn man dieses gelungene Projekt sieht. Es strahlt wirklich eine fernöstliche Ruhe aus und hat schöne und dabei sinnvolle Details wie den Wasserspeier oder die Teilung des Bodenbelags in Beton im äußeren und Holz im überdachten Bereich. In der Draufsicht ist das geschwungene Dach das übergeordnete Element. Auf der Hofseite funktioniert das auch tadellos. Auf der geschlossenen Außenseite hätte sich das Dach über die Wände erheben und dadurch absetzen müssen (Bild 1). Am Gebäudeende - Bild 7 - wird es besonders deutlich. Hier wirkt das Dach wie ein angebauter Carport, was ein bisschen schade ist.