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10.03.2011
Raumspange im Halbdunkel
Kirchenumbau von Peter Krebs in Mögglingen
Die Pfarrkirche St. Petrus und St. Paulus steht in der 4.000-Seelen-Gemeinde Mögglingen im Ostalbkreis in Baden-Württemberg. 1957 nach Entwürfen von Albert Hänle errichtet, wurde kürzlich der Umbau durch den Karlsruher Architekten Peter Krebs fertig gestellt. Er hatte sich in einem Wettbewerbsverfahren im Jahr 2007 unter anderem gegen Peter und Jutta Schürmann (2. Preis) sowie Günther Pfeifer (3. Preis) als Gewinner durchsetzen können.
Krebs' Konzept beruht auf der Stärkung der räumlichen Qualitäten des Fünfziger-Jahre-Baus. Gleichzeitig fügt er der Kirche einige architektonische Elemente hinzu, die dem Raum nun eine neue Wirkung geben. Vor allem spielt die neue Gestaltung jedoch die skulpturalen Objekte und Kunstwerke des Stuttgarter Bildhauers Otto Herbert Hajek frei und bringt sie in ihrer fast archaischen Ruhe und Tiefe zur Geltung. Diese „Prinzipalstücke“ gehören zum Frühwerk des Künstlers und stammen zum Teil aus dem Kunstschatz der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Die Kirche aus den fünfziger Jahren bezeichnet Krebs als „sehr ehrliches Bauwerk“. Hier würden aus einer „puristischen Haltung heraus“ alle konstruktiven Elemente wie Stahlträger und -stützen offen gezeigt. Der Raum selbst liegt dagegen – auch nach dem Umbau – in ein Halbdunkel getaucht, lediglich der Altarbereich wird durch seitlich einfallendes, sehr helles Licht stark hervorgehoben und beleuchtet.
Trotz allen Respekts für den Altbau erschien Krebs der Eingangsbereich der Kirche doch als zu „düster“. Seine Lösung, mittels einer „Raumspange“ hier einen großzügigen und hellen Windfang zu schaffen, bereitet dem Besucher einen einladenden Empfang und bietet gleichzeitig Raum für ein Stuhllager und einen Beichtraum. Zudem findet der zurückgeführte Marienaltar von Hajek hier seinen Platz, der bei der Erbaung der Kirche von der Gemeinde abgelehnt und nicht aufgestellt worden war worden war.
Der Altarbereich selbst wurde erweitert und näher an die Gemeinde gerückt, dazu konnten Platten aus dem originalen Muschelkalk verwendet werden. Drei große Wandscheiben fassen als markanteste Eingriffe drei unterschiedlich definierte Zonen innerhalb des Altarbereichs: So soll die Scheibe hinter dem Ambo, also der Kanzel, für das „Wort“ stehen; die „Altarscheibe“, in die eine Nische für den Tabernakel (für die Hostie) eingelassen ist, und auf der eine Figur des Auferstehenden „schwebt“, steht sinnbildlich für den „Leib“. Die dritte Scheibe hinter dem Taufstein steht für den „empfangenden Geist“. Zudem nimmt sie die Sedilien (Sitzplätze der Geistlichen) auf.
Durch die nuancierte Gliederung des Altarraums wird das einfallende Tageslicht auf den naturfarbenen, mit einem Rillenputz versehenen Wandflächen verteilt, so dass dieser eine stärkere räumliche Tiefe erhält und gleichzeitig Licht-atmosphärisch dichter mit dem Gemeindesaal „verwebt“ wird.
Zum Thema:
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