Sinkende Einnahmen bei hohen Unterhaltskosten sind ein Problem, das derzeit viele Gotteshäuser betrifft. Um einer möglichen Schließung oder der Zusammenlegung mit benachbarten Pfarreien entgegenzuwirken, beschloss die Gemeinde der evangelischen Martinskirche im Mannheimer Stadtteil Rheinau, Grundstücke der Kirche sowie ihr Pfarr- und Gemeindehaus zu veräußern. Mit dem Verkauf, der die dringend notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten des eigentlichen Kirchenbaus finanzieren sollte, verloren große Teile der profanen Kirchenarbeit ihre Räume. Sie sollten deshalb durch einen Umbau in die Kirche selbst integriert werden.
Hierfür setzte das Fürther Büro Klinkenberg Architektur einen zweigeschossigen Holzkörper wie eine Intarsie in das Bestandsgebäude von 1967 ein. Als Haus im Haus – das sich an der Ausrichtung des Sakralbaus orientiert, aber nie dessen Wände berührt – lässt der Einbau den ursprünglichen Innenraum der Kirche als Einheit erfahrbar bleiben. Auf der oberen, offenen Ebene liegt nun der Bereich für die Gottesdienste. Die Brüstung ist als Überzug ausgebildet, erfüllt statische Funktionen und sorgt für die Festigkeit des Holzkörpers. Im Erdgeschoss befinden sich die Gemeinderäume, die mithilfe eines Trennwandsystemes variabel aufgeteilt und einzeln genutzt werden können. Niedrige Decken aus Weißtanne treffen hier auf raumhohe Glaswände. Das ehemalige Seitenschiff wurde umorganisiert und beherbergt nun die Haustechnik, das Pfarrbüro, WC-Anlagen und eine Gemeindeküche.
Der Umbau ist ein Glücksgriff, denn er stellt die Eigenständigkeit der Gemeinde sicher und senkt darüber hinaus die zukünftigen Betriebskosten. Ein weiteres Plus: Die enge Verflechtung profaner und sakraler Aufgaben der Gemeindearbeit stärkt die Bedeutung der Martinskirche – als spiritueller, aber auch als nachbarschaftlicher Identifikationsort. (kms)
Fotos: Werner Huthmacher
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paul hufschmied | 06.06.2017 15:53 Uhrbravo
großes lob