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05.07.2018

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Kinder und Beton

Kirchenumbau von Flos und K in Saarlouis


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Die Umwidmung von Kirchen ist keine Seltenheit mehr, in der katholischen Kirche sind zum Beispiel laut Deutscher Bischofskonferenz seit Anfang des 20. Jahrhunderts bundesweit 366 Kirchen profanisiert worden. Das Thema wird außerdem in Wettbewerben und Ausstellungen behandelt.

Auch die denkmalgeschützte römisch-katholische Kirche Christkönig in Saarlouis-Roden, zwischen 1966 und 1968 vom Trierer Architekten Günter Kleinjohann erbaut, dient seit zehn Jahren nicht mehr als Kirche und ist nun vom Saarbrücker Architekturbüro FlosundK für eine Nutzung als Kindertagesstätte umgebaut worden. Ein Vorläuferprojekt gibt es auch hierfür, konnten doch Bolles Wilson schon 2013 in Münster ein ähnliches Vorhaben realisieren.

Anders als in Münster, wo Backstein dominierte, ist der Bestandsbau von Saarlouis jedoch ein durchaus beeindruckendes Beispiel der Betonmoderne. Der brettgeschalte Sichtbeton der Fassade dominiert den etwa 12 Meter hohen Hallenbau und ist bis in die Details wie Kerzenhalter des Kirchenraums zu finden. Oberhalb eines geschlossenen Sockels beginnen drei Reihen an Fensterbändern, die aus schräg zueinander versetzten Elementen bestehen. Die Freiräume dazwischen sind mit rahmenlosem Fensterglas geschlossen. Ein ebenfalls vollständig in Sichtbeton gefertigter Glockenturm steht wenige Meter vom Gebäude entfernt.

2008 wurde die Kirche aufgrund der Baufälligkeit ihres Dachs geschlossen und 2010 wegen schwindender Mitgliederzahlen entwidmet. Eine Aufnahme in die Denkmalliste im Jahr 2008 konnte ihren Abriss jedoch verhindern. 2012 wurde die neue Nutzung vom Bistum Trier als Wettbewerb ausgeschrieben, den FlosundK für sich entschieden. Bereits vor dem Umbau befanden sich auf dem Grundstück in Nebengebäuden eine Pfarrbücherei, ein Gemeindezentrum und eine Kita. Zuerst wurde der Anbau, in dem sich Bücherei und Gemeindezentrum befanden, abgerissen und hier ein zweistöckiger Erweiterungsbau erstellt. Nach dessen Eröffnung zogen die Kinder aus dem Altbau in die neue Kita, deren frühere Räume ebenfalls abgerissen wurden.

Nach Aussage der Architekten war es keine ganz leichte Aufgabe, ein so prägnantes und von ihnen geschätztes Bauwerk umzugestalten, daher waren sie auch froh über die Möglichkeit, ihre Entwurfsideen direkt mit Günter Kleinjohann besprechen zu können. Dies hat nicht nur den Entwurfsprozess, sondern auch die Abstimmung mit dem Denkmalamt erleichtert und erklärt vielleicht auch die Konsequenz der hier gefundenen Lösung.

Die Lage des Gebäudes in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof in einer städtebaulich sehr heterogenen Umgebung wurde bereits beim Bau der Kirche als problematisch bewertet – Kleinjohann verglich sein Projekt daher mit einem Parkhaus. Den Architekten war es in diesem Sinne besonders wichtig, einen „Wohlfühlort“ für die Kinder zu schaffen, an dem sie sich geborgen fühlen. Im Erdgeschoss befinden sich die im Raumprogramm geforderten Kitaräume, die mit Abstand zur Außenfassade eingesetzt wurden. Auf dem Dach der Holzeinbauten war Platz für ein 250 Quadratmeter großes Spieldeck, das zusätzlichen Raum für die Kinder bietet und gleichzeitig den ursprünglichen Kirchenraum erfahrbar macht.

Der neue rückseitige Erweiterungsbau beherbergt Küche, Speisesaal und die Räume der Verwaltung sowie Platz für Gruppenaktivitäten. Durch seine längliche Ausrichtung und die Positionierung seitlich des Kirchenbaus ist ein geschützter Hof als Spielbereich entstanden. Seine sägerauhe Holzfassade nimmt die Thematik der Brettschalung des Bestandsgebäudes auf, hebt sich durch die dunkle Tönung jedoch stark vom Altbau ab. Insgesamt umfasst das Projekt eine Fläche von 2.360 Quadratmetern bei Bruttokosten von etwa 2,3 Millionen Euro für die Kostengruppen 300 und 400.

Um der starken Materialität des Betons etwas entgegenzusetzen, wurden die Einbauelemente übrigens in unbehandeltem Fichtenholz ausgeführt, eine „Haus im Haus“-Lösung, die wirken solle, als sei alles aus einem Stück geschnitzt. (kh)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

staubmeier | 06.07.2018 11:03 Uhr

wer bist du ...

... "Andrea Palladio", alter baumeister?

schreibst hier immer so schön treffend.

schreib mir mal: staubmeier@t-online.de

4

Andrea Palladio | 06.07.2018 09:45 Uhr

Gerettet und Gescheitert

Zunächst einmal ist es sicher positiv, dass ein durchaus brauchbarer Kirchenbau aus der "heroischen Zeit" der Architektur vor dem Abriss gerettet wurde.

Der Umgang mit dem Bestand ist dann allerdings eine seltsame Mischung aus respektvollem Zurückweichen und respektlosen Nebendran-Klatschen. Der Anbau ist natürlich furchtbar. Aber auch der Einbau scheut sich vor einer echten Haltung.

3

staubmeier | 05.07.2018 17:51 Uhr

da passt leider ...


... nix zu nix.

kirchenraum kaputt.

lattenzaun mit zwischenraum ...

hätte man doch vom sakralen moment gelernt.

FARBE!

so bleibt das ganze fad und farblos.

bis auf das spielhausdingen draußen.

2

ernst | 05.07.2018 16:50 Uhr

licht

es würde funktionieren wenn es nur annähernd so hell wäre wie auf dem rendering. so leider etwas dunkel.

1

alexander | 05.07.2018 16:00 Uhr

architektur vs. spielgeräte

aus meiner sicht eine sehr gute lösung!
der altbau ist erlebbar und das neue in materialität und form sehr gut umgesetzt. es hebt sich ab und wirkt trotzdem insgesamt harmonisch.

die katalog-spielgeräte sind allerdings eine ästhetische zumutung. da hätten die architekten nach einer lösung gefragt werden müssen!

 
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Die Kirche wurde 1968 vom Architekten Günter Kleinjohann erbaut, hier der ursprüngliche Zustand des Altarraums

Die Kirche wurde 1968 vom Architekten Günter Kleinjohann erbaut, hier der ursprüngliche Zustand des Altarraums

Für den Umbau wurde eine Haus-im-Haus Lösung gewählt

Für den Umbau wurde eine Haus-im-Haus Lösung gewählt

Das großzügige Spieldeck umfasst 250 Quadratmeter

Das großzügige Spieldeck umfasst 250 Quadratmeter



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