Genealogie der Herrscherdynastien, Genealogie der Moral oder Genealogie des Rochlitzer Porphyrs. In Leipzig zieht sich dieser rote Vulkanstein derart dominant durch die Architekturhistorie der Stadt – von der spätmittelterlichen Thomaskirche, über das (kriegszerstörte) Fürstenhaus aus der Renaissance bis zu den Kaufmannshäusern aus dem 19. Jahrhundert –, dass sich bereits eine Ahnengeschichte dieses Gesteins um die Bauwerke der Stadt entwickelt hat. Das Büro Schulz & Schulz hat einen markanten Kirchenneubau realisiert, dessen Fassade aus rotem Porphyr sich mühelos in den „Stammbaum“ der Leipziger Architektur einfügen lässt. Am 9. Mai 2015 wurde die Propsteikirche St. Trinitatis am Wilhelm-Leuschner-Platz eingeweiht.
Unweit des Neuen Rathauses und direkt südlich der Altstadt liegt die neue Trinitatiskirche der Propsteigemeinde. 2008 erhielt sie das Grundstück von der Stadt Leipzig. Einen darauffolgenden Wettbewerb gewannen Schulz & Schulz 2009 mit ihrem Vorschlag eines hohen Vulkansteinquaders mit Turm und Porphyr-roter Fassade.
Das dreieckige Grundstück haben die Leipziger Architekten mit ihrem Neubau gänzlich gefüllt. Der hohe Turmbau mit angeschlossenem Gemeindezentrum befindet sich an der Spitze und ein gewaltiger, 22 Meter hoher Kirchensaal am Fuß des Dreiecks. Ist der Kirchenraum zunächst auf dem Grundriss von Gemeindezentrum und Turm getrennt, so ist er im Obergeschoss über Brückenelemente mit ihnen verbunden. Die geschlossene Fassade mit ihrer vor- und rückspringenden Vulkansteinoberfläche bricht so auf Straßenebene auf und öffnet den innenliegenden Gemeindehof zur Stadt.
Mit seiner Höhe von 14,5 Metern ermöglicht der zentrale Kirchenraum im Inneren eine weite Raumerfahrung. Über dem Altar liegen die Oberlichter gar auf 22 Metern Höhe. Der Saal, obwohl in Querrichtung ausgelegt, orientiert sich zum Altarraum, der durch die Licht- und Linienführung die szenografische Mitte des Saals ist. Ein großes ebenerdiges Fenster macht eine Kommunikation zwischen Stadt und Kirchenraum möglich. Gestaltet wurde es vom Künstler Falk Haberkorn. Ein anderer Künstler, der kubanisch-US-amerikanische Jorge Pardo, hat die Gestaltung des Innenraums kommissarisch betreut. Pardo kennt sich mit Interieurs aus: In Düsseldorf und Berlin gestaltete er die Räumlichkeiten von Prestige-Gastronomien und sein Wohnhaus in Los Angeles wurde vom Museum of Contemporary Art (kurz: MOCA) gefördert und teilweise sogar als seine Dependance genutzt. (sj)
Fotos: Stefan Müller
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