Einen Kirchenraum zu entwerfen ist eine schöne, aber wohl immer seltener werdende Bauaufgabe. Sauerbruch Hutton (Berlin) haben soeben einen fertig gestellt – und der ist ziemlich gut gelungen.
Durch die Zusammenlegung der evangelischen Kölner Stadtteilgemeinden Flittard und Stammheim wurde ein Neubau der Immanuelkirche nötig. Die Gemeinde wählte dafür ein Grundstück an der Bonhoefferstraße in Köln-Stammheim. Das an dieser Stelle stehende Dietrich-Bonhoeffer-Haus – ein Bau aus den 60er Jahren – wurde abgerissen, um Platz zu schaffen für den siegreichen Wettbewerbsentwurf von Sauerbruch Hutton aus dem Jahr 2009, bestehend aus Kirchenbau, kleiner Gebetskapelle und freistehendem Glockenturm (eine detaillierte Projektbeschreibung in der BauNetz-Meldung zum Baustart von 2012).
Über eine Freitreppe, die rechts von dem Glockenturm flankiert wird, gelangt der Besucher auf einen von altem Baumbestand geprägten kleinen Platz und steht vor der rechteckigen, elf Meter hohen Eingangsfassade der Kirche. Ein niedrigeres Foyer leitet in den zentralen Kirchenraum über, der von zwei Seitenschiffen begleitet wird.
Die Architekten beschreiben diesen Entwurfsgedanken als Re-Interpretation des klassischen Layouts einer Basilika im Sinne einer kleinen modernen Kirchengemeinde. In den zwei niedrigeren Seitenflügeln sind die Sakristei, Gemeinschaftsräume, Musikzimmer und Küche untergebracht sowie seitlich vom Altar kleinere Räume, die zum Kirchenraum geöffnet werden können. Hinter dem Altar erhebt sich ein raumhoher Screen aus farbigen Holzlamellen, der die Rückwand des Kirchenraums bildet und die dahinter liegende Orgel verdeckt. Natürliches Licht tritt an zwei Stellen in die Kirche ein: Während ein Oberlicht den Altarraum beleuchtet, erhellt eine mattierte Scheibe den hinteren Kirchenraum über der Empore.
Seitlich von der Kirche wurde die neue Kapelle platziert – ein einfacher Raum, der durch ein kleines Foyer von der Außenwelt abgetrennt ist. Die hölzerne Rückwand dieses Raums wird durch natürliches Streiflicht von oben erhellt.
Das Besondere: Alle drei Bauten – Glockenturm, Kirche und Kapelle – sind Holzkonstruktionen. Außen wurden sie mit einer diagonal verlaufenden Holzverschalung verkleidet, im Innenraum dagegen bleiben die vorgefertigten Holztafelbauelemente und Stützen sichtbar, die gewachsten Oberflächen lassen die Maserung des Holzes erkennen.
Entstanden ist ein Kirchenraum, der es schafft, durch schlichte Formensprache, Struktur und Materialität den Besucher in eine kontemplative Stimmung zu versetzen.
Fotos: Annette Kisling, Margot Gottschling
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solong | 09.09.2013 11:33 Uhr... und sie ist doch da ...
... die farbige gestaltung ... nur viel dezenter als sonst ... s. bild 9 ... ein sehr reifes werk ... da verbleibt nur dem bauherren, den nutzer und den architekten zu gratulieren !!