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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Kirche_von_Coop_Himmelb_l_au_in_oesterreich_2284621.html

17.08.2011

Zeitrichtige Formen aus der Bootswerft

Kirche von Coop Himmelb(l)au in Österreich


Wolf D. Prix, der „Design Principal“ von Coop Himmelb(l)au, hat Ende Juni das „Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“ erhalten. Wie zum Dank hatte Prix zuvor seiner Heimatstadt die Pläne für die neue Martin-Luther-Kirche in Hainburg an der Donau (Niederösterreich) geschenkt, die dort bereits im April eröffnet wurde. Tatsächlich: Coop Himmelb(l)au haben eine Kirche gebaut!

Und zwar wurde an der Stelle einer seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr existierenden Kirche im Zentrum von Hainburg in weniger als einem Jahr Bauzeit eine evangelische Kirche mit Gottesdienstraum, Gemeindesaal sowie weiteren Nutzräumen errichtet.

Die Architekten: „Die Gesamtform des Gebäudes leitet sich von einem riesigen Tisch ab, wobei die gesamte Dachkonstruktion auf vier Stahlstützen, den Beinen des ‚Tisches‘, ruht. Ein weiteres Schlüsselelement stellt das Dach des Gebetsraums dar: Seine Formensprache wurde aus der geschwungenen Dachform eines benachbarten romanischen Karners entwickelt – die Geometrie jenes jahrhundertealten Gebäudes wurde mit den heutigen digitalen Mitteln in eine ‚zeitrichtige‘ Form übertragen.

Das Spiel mit Licht und Transparenz ist bei diesem Projekt von wesentlicher Bedeutung. Das Licht kommt von oben: Drei große Öffnungen im Dach, wie Schnecken geformt, leiten das Licht nach innen. Vom Gottesdienstraum gelangt man in die von Tageslicht durchflutete, glasgedeckte Kinderzone, in der sich auch das Taufbecken befindet. Dahinter liegt der Gemeindesaal; Faltwände über die gesamte Raumbreite zwischen den beiden Haupträumen erlauben es, diese ganze Abfolge zu einem kontinuierlichen Raumgefüge zu verbinden. Auf der anderen Seite öffnet sich eine gläserne Faltfassade zur Straße hin.

Ein dritter Bauteil, ein lang gestreckter Riegel an einer kleineren Nebenstraße, flankiert die beiden Haupträume und beinhaltet die Sakristei, das Büro des Pastors, eine kleine Küche und andere Nebenräume. Der skulpturale Glockenturm auf dem Vorplatz bildet das vierte Element des Gebäudeensembles.
 
Ähnlich wie bei anderen Projekten wurden die Dachelemente des Kirchenraums in einer Werft hergestellt. Die Umsetzung der komplexen Geometrien erforderte spezielle Technologien der Metallverarbeitung und Montage, die nur in der Schiffsbauindustrie verfügbar sind. Die Referenz zum Schiffsbau erinnert dabei zugleich auch an Le Corbusier, der nicht zuletzt wegen seines Klosters La Tourette als wichtiges architektonisches Vorbild fungierte.“


Zum Thema:

Ein weiteres Objekt von Coop Himmelb(l)au im Baunetz Wissen


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