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16.11.2020

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Pastor im Porzellan

Kirche in Südnorwegen von Espen Surnevik


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Die Stadt Porsgrunn in der südnorwegischen Provinz Telemark ist landesweit für ihre Porzellanmanufaktur bekannt – nun erhielt die Kommune mit der Østre Porsgrunn Kirke sogar ein Gotteshaus, das zum großen Teil aus Porzellan besteht. Entworfen wurde es vom Osloer Architekten Espen Surnevik, der dabei vom Büro Trodahl Arkitekter aus dem ebenfalls in Südnorwegen gelegenen Sandnes unterstützt wurde. Der von der ortsansässigen evangelischen Kirchgemeinde beauftragte Neubau ersetzt die früher an der Stelle befindliche Holzkirche aus dem Jahr 1760, die tragischerweise 2011 durch einen Brand komplett zerstört wurde. In dem 2015 durchgeführten Wettbewerb für eine neue Kirche konnte sich dann das Team um Surnevik mit dem Entwurf „Reis opp“, was so viel wie „Steh auf“ bedeutet, durchsetzen. Die Baukosten beliefen sich auf circa 4,5 Millionen Euro.

Der 960 Quadratmeter große Sakralbau, dessen spitz zulaufender Turm 34 Meter hoch ist, passt sich in seinem Fußabdruck dem des Vorgängerbaus an. Die strenge, tempelhaft anmutende Geometrie verweist auf die historischen Grabmäler in Obeliskenform auf dem benachbarten Friedhof. Nach dem traumatischen Verlust der alten Kirche war explizit ein helles, optimistisches Gebäude gewünscht – als symbolhafte Verkörperung des „Lichts der Auferstehung“ und neuer Idenfikationsort für die Einwohnerschaft. Aufgrund der Bedeutung der örtlichen Porzellanproduktion stand dabei schnell die Idee im Raum, alle Oberflächen sowohl innen als auch außen mit weißen Porzellanplatten zu verkleiden.

Der Bau setzt sich aus insgesamt elf Volumen zusammen, die als selbsttragende Stahlkonstruktionen errichtet sind. Sie umschließen den zentralen Kirchenraum, zwischen ihnen spannen sich dessen Deckenbalken. Homogen und monolithisch ausgeführt, weist das Bauwerk nur wenige, dezidiert gesetzte Öffnungen auf und wirkt dadurch äußerst massiv. Die verschiedenen Höhen der einzelnen Volumen stehen in Bezug zu ihrer Bedeutung und Funktion und signalisieren diese nach außen: Den nach dem Kirchturm zweithöchsten Gebäudeteil bildet der Chor, gefolgt von Zwillingstürmen, in denen sich die Kapelle befindet. Der niedrigste Baukörper an der Gebäuderückseite dagegen nimmt die technischen Räume auf. Im Inneren schaffen Eichenholz und Wollstoffe, die an Türen, abgehängten Decken, nicht tragenden Wände und Möbeln zum Einsatz kommen, einen organischen, warmen Kontrast zu den kühlen und glatten Porzellanoberflächen. (da)

Fotos: Rasmus Norlander


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

11

tiffys | 17.11.2020 19:54 Uhr

konverter

...und king dingeling als eiszapfen.
in einer winterlandschaft werden bau und raum zu einer einheit verschmelzen, kaptn iglo und seine fischstäbchen. wird bestimmt toll aussehen.

"...stand dabei schnell die idee im raum... alle oberflächen ... mit weißen porzellanplatten"

die holzdecke von oben herab? ich kann es mir genau entgegen gesetzt vorstellen. wände im traditionsgewand holz, die decke glänzend, blau keramisch, konex im raum hängend - seitlich darauf weich das licht scheinend - den himmel imitierend...

...und vor der dusche einen duschvorhang....

10

duro | 17.11.2020 17:39 Uhr

pastor im porzellan

less wäre wieder mal viel mehr gewesen

9

akki | 17.11.2020 15:38 Uhr

Desinfektion

Die interessanten Aspekte der differenzierten äusseren Form und Gliederung werden leider durch die obercoole Weiss-Ästhetik wieder zu einem Einheits-Raumschiff verschmolzen. Richard Meier für Fromme ? Entmaterialisierung bis zur Selbstaufgabe...

Die eigentlich schönen Ideen zum Thema Licht von oben überstrahlen hier nur weiter den ganzen Kirchenraum. In diesem gleissenden Wahn wirken selbst die Holzoberflächen kalt und "dünn", wie Furnier.

Der Knaller ist allerdings der gekachelte Altarraum, Möblierung und Atmosphäre wie aus einem 60er Jahre Operationssaal....vor der Segnung einmal desinfizieren bitte.

Hoffentlich werden den Besuchern am Eingang farbige Sonnenbrillen und bunte Sitzkissen gereicht,
im Land der "heimeligen" Stabkirchen.

8

tadano | 17.11.2020 15:15 Uhr

Schade

Irgendwie sieht diese Kirche leider profan aus.

7

peter | 17.11.2020 10:44 Uhr

außen hui...

...innen schwach.
die äußere aufgelöste klötzchenform lässt spannendes erwarten, aber der innenraum enttäuscht völlig. eine dunkle fliesenorgie im altarraum, dafür haben die kirchgänger eine ungemütliche verglasung im rücken. und dann die konzeption des kirchenraumes mit frontal-reihenbestuhlung wie anno 1850. da war man im kirchenbau vor 50 jahren war diesem teil hier bereits um längen voraus.

6

Santa Maria | 17.11.2020 09:34 Uhr

@tiffys

"Pastorendusche",... herrlich! So fängt der Tag gut an ;)

5

Ulknudel | 16.11.2020 22:30 Uhr

Ich weiß nicht warum,

aber von der äußeren Formalität erinnert mich die Kirche an Jorn Utzons Kirche in Bagsværd. Im Innenraum hingegen sind die diese jedoch atmosphärisch gesehen meilenweit voneinander entfernt.

4

tiffys | 16.11.2020 21:46 Uhr

kleiner brüter


...obwohl, ne:

bei bild 8 hat die spiritualität halt gemacht: durch die gläserne duschtrennwand, ganz vorne die pastorendusche, mit zuschauerraum.

ich weiß nicht: dieser hokuspokus um neuerfindung sakraler räume führt hier zu der frage:

faster harder scooter?

3

Dr. Yikes | 16.11.2020 19:55 Uhr

Plattenbau

Eine Plattenbau-Kirche. Existierte ein Dekanat Nord-Korea (best Korea), es würde hier tagen.

Man sollte Kirchen heutzutage wie Moscheen bauen. Gemütlich, einladend, und mit vielfältigen kulturellen Angeboten. Klar, früher hätte sich niemand freiwillig auf den kalten Boden gefläzt, aber wozu gibt es Dämmung und Fußbodenheizung! Ich könnte mir sogar eine Rutsche zum dazugehörigen Campanile vorstellen. Das Dach der Rutschröhre wäre mit bunten Glasplatten zu verkleiden, die - ganz in der Tradition der mittelalterlichen Glasmalerei - bedeutende Stellen der Heiligen Schrift illustrieren würden...

Wie auch immer, die Norweger sind nicht zu beneiden.

2

alt | 16.11.2020 19:41 Uhr

backen

nicht neues leider. vor allem innen ....

1

S aus B | 16.11.2020 16:41 Uhr

Spiritualität der Ästhetik

selten, dass ein Projekt von mir eine richtig körperlich fühlbare Reaktion auslöst - ein Gebäude, dessen v.a. äußerliche Form jede Betrachterin zwingt, sofort eine Stellung zu ihm zu beziehen. Sicherlich für manche stark abstoßend, für mich stark anziehend, aus einem unerfindlichen Grund. Form creates function? Absolut stark.

 
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