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02.04.2014
Alles ist schon da
Kirche in Köln von Kissler und Effgen zu Kolumbarium umgebaut
Lange Zeit hat die katholische Kirche die Feuerbestattung als „barbarische Sitte“ abgelehnt. Das ist heute anders – inzwischen baut die Kirche sogar Kolumbarien. Ein Kolumbarium ist im Wortsinne ein Taubenschlag, doch schon in der römischen Antike wurden damit Grabstätten bezeichnet, bei denen reihenweise übereinander angebrachte Nischen die Urnen aufnehmen. Ein solches Kolumbarium ist im Januar in Köln eingeweiht worden. Die Wiesbadener Architekten Kissler + Effgen haben dazu die Kirche St. Bartholomäus in Köln-Ehrenfeld zu einer Grabeskirche umgebaut.
St. Bartholomäus war 1959/60 durch den bekannten Architekten Hans Schwippert errichtet worden. 1978 kamen farbige Glasfenster von Giselbert Hoke dazu. Nach Gemeindezusammenlegungen wird die Kirche nicht mehr benötigt, so dass die Gemeinde und das Erzbistum einen Wettbewerb mit zwölf Teilnehmern zur Umnutzung durchführten, den Kissler + Effgen gewannen.
Die Architekten erläutern ihren Entwurf mit zwei programmatischen Sätzen: „Um diese Kirche zu einem Kolumbarium zu machen, muss absolut nichts getan werden, außer 2.000 Urnenkammern in Verbindung mit einem Sakralraum sinnhaft in die Gesamtkomposition zu integrieren. Alles andere ist schon da.“
Das Mittelschiff wurde als Großraum erlebbar gehalten. Die Urnenkammern wurden umlaufend an der Peripherie des Mittelschiffs angeordnet und kammartig aufgefaltet. Dadurch entstanden nischenähnliche Kabinette, die den Trauernden „aus dem unmittelbaren Großraum herausnehmen“, wie die Architekten sagen. Die Urnenkammern bestehen aus einer Stahlkonstruktion, die mit brüniertem Messingblech verkleidet ist.
Die zweite wesentliche Maßnahme bestand darin, im Zentrum der Grabesanlage eine Kapelle zu organisieren. Die Abgrenzung zum Großraum der neuen Grabeskirche erfolgt räumlich über ein abgehängtes, transparentes Metallnetz. „Kapelle und Kolumbarium sind dadurch getrennt, aber auch gemeinsam wahrnehmbar, sie verschmelzen räumlich miteinander“, erläutern die Architekten. Ähnlich einer durch ein Gaze-Gewebe zweigeteilten Theaterbühne können sie zu verschiedenen Zeiten bespielt werden.
Die bisherige liturgische Ausstattung der Kirche konnte nicht übernommen werden und wurde neu entwickelt. Eine künstlerische Preziose ist dabei der von Ludek Tichy gestaltete Kreuzweg in Form von expressiven Holzreliefs, die den Weg um den quasi virtuellen Kapellenraum herum säumen. (-tze)
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