Ob skulptural in Kalabrien oder ohne Turm in Nordrhein-Westfalen – es gibt ihn noch, den Kirchenbau. Trotz schwindender Gemeindemitglieder – oder gerade deshalb – entstehen in den letzten Jahren wieder vermehrt sakrale Neubauten. Auch in der Frankfurter Siedlung Goldstein im Stadtteil Schwanheim wurde eine alte Kirche aus den 1960er Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der Entwurf für das Gebäude, das Gemeindehaus und Kirche unter einem Dach vereint, stammt von Königs Architekten aus Köln.
Wie auch andernorts ist der Grund für den Abriss des Bestands in Frankfurt-Schwanheim in der schrumpfenden Kirchengemeinde und dem damit verbundenen Wunsch nach Veränderung zu suchen. Im Fall der Kirche St. Johannes in Goldstein entschied sich die als Bauherrin auftretende Pfarrgemeinde St. Jakobus dazu, lediglich die 1963 errichtete Traufkapelle mit farbig gestalteten Glas-Betonwänden sowie einen freistehenden, 30 Meter hohen Glockenturm zu erhalten.
Der Neubau, dessen skulpturale Ausformung an die ebenfalls von Königs Architekten entworfene Kirche in Friesland erinnert, setzt sich im Wesentlichen aus zwei Baukörpern zusammen. In einem eingeschossigen, schlichten Flachbau brachten die Architekt*innen das Gemeindehaus unter. Eine Aussparung ist als Patio angelegt, der als geschützter Außenraum genutzt werden kann. Der Kirchenbau hingegen ist deutlich höher und wird durch ein geschwungenes Dach betont. Verbunden sind die beiden Teile über einen gläsernen Eingangsbereich, der gleichzeitig einen fließenden Übergang der Außenbereiche schafft – vom Gemeindeplatz zu dem hinter dem Gebäude liegenden Goldsteinpark.
Über dem Foyer thront mittig ein ellipsenförmiger Überbau mit Oberlicht. Er akzentuiere symbolisch den Übergang vom Profanen zum Sakralen, heißt es in der Projektbeschreibung. Auch der Kirchenraum wird von der zum Altar hin ansteigenden, geschwungenen Decke mit akzentuierender Oberbelichtung geprägt. Zwischen Foyer und Kirchenraum legten Königs Architekten eine grüne, nach oben offene Fuge im Stil eines sogenannten Hortus Conclusus an, eines geheimen, nicht betretbaren Ortes. Mit einer transluzenten, vollflächig mit einem biblischen Text bedruckten Glasscheibe baut er eine besondere Lichtverbindung zum Innenraum auf. Für Festgottesdienste lässt sich der Kirchenraum durch den daran anschließenden Pfarrsaal vergrößern. (dsm)
Fotos: Christian Richters
Zum Thema:
Im Baunetz-Themenpaket „Im Glauben vereint“ haben wir anlässlich der Grundsteinlegung des House of One achtzehn zeitgenössische Interpretationen von Gotteshäusern zusammengestellt.
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R. Hogbardt | 21.02.2022 10:30 Uhrgenug der kirchen
es wäre besser, wenn die kirchensteuer heuer und für lange zeit nur noch für die nächsten ausgegeben wird. das heißt: kindergärten bauen, schulen bauen, studentenwohnungen bauen, arbeitsplätze für sozial benachteiligte schaffen, unterstützung für arme, kranke und benachteiligte, möglichkeiten des internationalen austausch und der zusammenarbeit.
mit dem geld für diese kirche hätte man so viel besserers tun und schaffen können. PS: der entwurf von königs architekten ist schön, aber wenn man obiges bedenkt, schlecht.