Ronchamp trifft auf die Kirche des Lichts: Auf dem heiligen Berg Mount Luofu in der südchinesischen Provinz Guangdong hat das Hong Konger Büro O Studio Architects ein christliches Gotteshaus gebaut. Der atmosphärische Betonbau erinnert sowohl an Tadao Andos Gotteshaus im japanischen Ibaraki als auch an Le Corbusiers Notre Dame du Haut.
Der Meditationsraum für Christen ist in einem Gebiet gelegen, das traditionell mit daoistischen und buddistischen Tempeln übersät ist. Der Raum soll nicht für die christliche Religion werben, beteuern die Baumeister, sondern einfach das religiös-kulturelle Angebot der Region bereichern und ein öffentlicher Ort der nahegelegenen Gemeinde sein.
Das 260 Quadratmeter große Haus kann rund 60 Menschen beherbergen. Sein Grundriss basiert auf dem Umriss eines Samens. Eine geschwungene Linie formt die Außenwand und teilt sich in drei Abschnitte, deren Zwischenräume jeweils Zugang in das Gotteshaus gewähren. Eines der Hauptgestaltungselemente ist die nach Süd-Osten ausgerichtete Gebäudewand mit ihrer fast deckenhohen, kreuzförmigen Öffnung. Bei Sonnenaufgang flutet hier Licht in den Saal der Kirche. Die Westfassade hingegen ist massiv – Nachmittagssonne gibt es keine.
Das stufenartig aufsteigende Dach lässt diffuses Nordlicht ins Innere und unterstreicht die organisch ansteigende Bauhöhe der Kirche von Eingang zu Altarbereich. Über die Stufen der Dachterasse können Besucher einen Aussichtspunkt erklimmen, von dem aus ihnen eine atemberaubende Sicht auf das umliegende Gebirge gewährt wird.
Es sei es nicht die Intention gewesen, das Bild des Samens ganzheitlich im Bau wiederzugeben, erklären die Architekten. Vielmehr sollte die abstrakte Form und Räumlichkeit der Kirche durch die natürliche Umgebung und die ansässige Kultur beeinflusst sein und diese respektieren. Dies schafft das Gotteshaus durch seine zurückhaltende Bauweise: Der Bau beeindruckt durch das Spiel von Licht und Schatten, seine simple Ausstattung und puristische Materialwahl. Ortsbeton, gegossen in eine Schalung aus Bambus, ist der Hauptbaustoff der „Church of Seed“ Die Textur, die der Bambus in der Betonoberfläche hinterlässt, harmoniere hervorrangend mit der bewaldeten Umgebung, so die Architekten. Das Mobiliar ist ebenfalls aus Bambus und wurde von ansässigen Bauern hergestellt.
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lollo | 11.02.2012 19:00 UhrHut ab zum Gebet II
... mann kriegt fast Lust, wieder in die Kirchen zu gehen...