Es konnte auf Dauer nicht gutgehen. Nachdem sich mit den Multiplexpalästen die Anzahl der Leinwände vervielfacht hatte, müssen inzwischen viele Kinos schließen. Oft sind es Innenstadtkinos, die es erwischt. Viel lässt sich nicht anfangen mit den alten Gebäuden, doch in Lüttich konnte jetzt eine so einfache wie naheliegende Lösung gefunden werden: Das zentral gelegene Opéra-Kino aus den achtziger Jahren wurde vom Architekten Daniel Dethier (Lüttich) für die örtliche Universität in ein Vorlesungsgebäude verwandelt.
Wichtigste Zielsetzung der Transformation war jedoch nicht die Umgestaltung der Säle, sondern des gesamten Drumherums. Denn während Kinobesucher in den Vorräumen höchstens kurz warten oder Popcorn kaufen, findet dort nach einer Vorlesung das eigentlich Wichtige statt, nämlich die Vertiefung des gerade Gehörten im Gespräch. Nach dem Umbau dienen diese Räume nun auch dem Aufenthalt, wo zwischen zwei Vorlesungen auch mal gelernt werden kann oder sogar kleinere Veranstaltungen ihren Platz finden.
Bemerkenswert ist, dass das Gebäude äußerlich keineswegs vollkommen überformt wurde, sondern als einziges sichtbares Element des Umbaus nun ein umlaufender Balkon samt Leuchtschrift die Fassade ergänzt. Im Inneren waren die Architekten dagegen weniger zimperlich. Das Gebäude wurde in Zugänglichkeit und Sicherheitsstandards den aktuellen Vorschriften angepasst und die Interieurs, die einst plüschig der Unterhaltung dienten, in eine minimalistisch-strenge, grau-rote Lernlandschaft verwandelt.
Fotos: Serge Brison
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: