Bereits auf den ersten Blick drängt sich der Eindruck auf: Bei der Erweiterung des Kinderhauses St. Elisabeth im Stuttgarter Westen hatten es schleicher.ragaller Architekten (Stuttgart) mit einem Bauherren zu tun, der Lust auf ein selbstbewusstes, frisches und einladendes Haus hatte. In der Tat handelt es sich bei der Kirchengemeinde St. Elisabeth nicht nur um den größten katholischen Träger pädagogischer Einrichtungen in der Stadt – die vier Institutionen unter ihrer Trägerschaft wurden auch mehrfach ausgezeichnet, arbeiten mit neuen pädagogischen Konzepten und haben Vorbildcharakter.
Konkrete Aufgabe beim 2012 ausgelobten Wettbewerb war es, inmitten einer dichten Blockrandstruktur drei Bestandsgebäude miteinander zu verbinden, zu ergänzen und innen teilweise umzugestalten. Zentrales Element des Umbaus ist der „gelenkartig ausgebildete Baukörper, der gleichzeitig Eingang, Zugang zum Außenspielbereich und Foyererweiterung“ sein soll. Im Sommer letzten Jahres wurde der Neubau fertiggestellt, der seither als funktionaler und sozialer Dreh- und Angelpunkt der Tageseinrichtung für Kinder im Alter von 1 bis 12 Jahren fungiert.
Der Erweiterungsbau über dreieckigem Grundriss ist im Erdgeschoss verglast und wurde im auskragenden Obergeschoss mit schwarzen Brettern verschalt. Bullaugen und eine gerundete Ecke geben dem Haus eine markante Erscheinung. Das Innere begreifen die Architekten als einen „Marktplatz“, der durch „Wege, Brücken und Plätze“ für die Kinder zu einem „kleinmaßstäblichen Erlebnisort“ wird.
Außen besticht der Entwurf durch seine sprechende Form, die einerseits ganz den funktionalen Anforderungen verpflichtet ist, anderseits mit genau dem notwendigen Quäntchen „Komplexität und Widerspruch“ angereichert wurde, sodass sich den Betrachtern ein bildhafter Assoziationshorizont öffnet. Ob jung oder alt, Fachfrau oder Laie – jeder wird aus der einfachen und doch ungewohnten Form etwas herauslesen. Die Architekten weisen selbst darauf hin: Die Nutzer sprechen von einem Pottwal, denken an ein U-Boot oder erkennen gar einen Konzertflügel. Letzteres hat mit der Geschichte des Ortes zu tun, denn hier gab es früher eine Pianofabrik.
Innen stößt man immer wieder auf Details, die vom gestalterischen Anspruch der Architekten zeugen, nicht auf Standardlösungen zurückzugreifen. Deutlich wird dies beispielsweise an der Treppe, den schmalen Sitzbänken unterhalb der Bullaugen oder den Garderoben. Dass ein gelber Boden verlegt und an den Innenwänden farbige Akzente gesetzt wurden, ist geradezu selbstverständlich. Nichts wirkt sachlich unterkühlt. Immer gibt es hier den notwendigen Mehrwert an frischer Gestaltung, der für ein solches Haus wichtig ist. (gh)
Fotos: Zooey Braun
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Andrea Palladio | 26.04.2018 13:39 UhrVerwandtschaft
Die Nähe zu den Arbeiten aus dem Hause LRO ist unverkennbar.