Immer öfter werden Neubauprojekte im Bereich Pädagogik und Kinderbetreuung als Kinderhaus tituliert. Klar definiert ist der Begriff nicht. Vielmehr artikuliert er eine aktuelle Relevanz des Bauens für Kinder, die über die klassischen Institutionen Kindergarten und Schule hinausgeht und auf neue pädagogische Ansätze verweist. Ein universeller Aspekt klingt ebenfalls an: Es geht um Häuser, die ganz allein und umfassend auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet sind.
Im vorliegenden Fall des Kinderhauses Kirchhaldenschule in Stuttgart-Botnang ist es ähnlich. Der Neubau von Günter Hermann Architekten (Stuttgart, Tuttlingen) stellt eine Erweiterung der Grundschule aus dem Jahr 1972 dar und spiegelt in seinem Raumprogramm die veränderten Herausforderungen wider, mit denen sich heute auch eine Grundschule in gutsituierter Stuttgarter Vorstadtlage konfrontiert sieht. Der dreigeschossige Bau bietet im Erdgeschoss Räume für die Ganztagesbetreuung der Schüler und in den beiden Obergeschossen Räume für eine Kindertagesstätte.
Der Neubau ist halb in den Hang gesetzt und nutzt die Topographie für die innere Organisation des Hauses. Das Erdgeschoss hat den Charakter eines Sockels und ist halb in den Hang hineingebaut. Die raumhohen Fensterflächen mit den dazwischen liegenden, schmalen Wandstücken unterstreichen den Eindruck einer Sockelzone zusätzlich. Ein Flur bindet den Ganztagesbereich im Neubau direkt an die zentrale Treppenhalle der bestehenden Schule an.
Die Kindertagesstätte in beiden Obergeschossen wird von der Rückseite des Hauses erschlossen. Auf Grund der Hanglage zeigt sich das Haus hier als zweigeschossiger Bau. Die Fassadenverkleidung aus Lärchenholz mit ihren eingelassenen, vertikalen Leuchten und die umlaufenden Fluchtbalkone mit ihrer geschosshohen Absturzsicherung aus einem Edelstahlnetz geben dem Bau eine strenge Eleganz. Vermutlich dürfen die Kinder diesen aufregenden Außenraum im Alltag nicht betreten. Das ist einerseits völlig verständlich, würde dem sachlich eleganten Haus anderseits aber bereits auf der Fassade eine fröhliche Bewegtheit geben. (gh)
Fotos: Brigida González
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