Denkt man an einen Waldkindergarten, dann ist das Bild vom bunten Bauwagen à la Peter Lustig nicht weit entfernt. Im nordrheinwestfälischen Liesborn können sich einige Kinder seit kurzem über einen Bau freuen, der nicht nur architektonisch mehr hergibt als das übliche Provisorium. Nach Plänen von thomas becker architekten aus Ennirgerloh ist hier ein kleines zweiteiliges Ensemble entstanden, das 25 Kindern etwas mehr als einen einfachen Schutz vor Wind und Wetter bietet.
Die zwei kleinen Häuser mit spitzen Giebeln stehen am Rande des rund 3.750 Einwohner*innen zählenden Ortes Liesborn etwa eine Autostunde westlich von Paderborn. Mit der Natur- und Wald-KiTa erweitert der DRK-Kindergarten sein Angebot um eine weitere Gruppe für Kinder ab drei Jahren. Dahinter steckt ein Konzept, das Wald- und reguläre Kita miteinander verbindet: Die Kinder des DRK-Kindergartens, der sich nur wenige Gehminuten entfernt befindet, können nämlich ein Jahr lang in die Waldkita wechseln.
Das neue Ensemble besteht aus zwei schlichten, in Holzständerbauweise errichteten Baukörpern, die über eine Pergola miteinander verbunden sind. Während eines der Volumen lediglich als halboffener Unterstand dient, bietet das andere einen geschützten Innenraum. Im Gegensatz zu den Bauwagen, in denen es üblicherweise keinen Abwasseranschluss gibt, verfügt die Waldkita in Liesborn über ein WC sowie eine Küche mit fließendem Wasser. Außerdem ist der rund 61 Quadratmeter gr0ße, geschlossene Baukörper nicht nur gedämmt, sondern verfügt auch über eine Fußbodenheizung. Die Tische, an denen die Kinder die von der DRK-Kita gelieferte Mahlzeit zu sich nehmen oder bei Regenwetter basteln und malen können, lassen sich demontieren. Zusätzlich ergänzt eine Fahrradgarage – ein kleiner Holzschuppen mit Flachdach – das Ensemble.
Zu der eigentlichen Architektur kommt das wohl wesentlichste Element eines Waldkindergartens hinzu: die umgebende Natur. In Liesborn werden das angrenzende Waldstück sowie das Liesborner Holz als Spiel- und Lernort mitgenutzt. Von außen wurde die Kita mit Lärchenholz verkleidet, dessen Oberfläche leicht verbrannt ist. Das Dach besteht aus isolierten Zinkblechen. Die Giebeldächer sowie die dunkle, abgenutzt erscheinende Gebäudehülle verleihen den Baukörpern etwas Scheunenartiges. Die Baukosten für den Bau mit einer Bruttogrundfläche von rund 157 Quadratmetern (inklusive Fahrradgarage, Unterstand und Terrasse) werden mit 487.000 Euro (Kostengruppe 200-700) beziffert. (dsm)
Fotos: Thomas Becker
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