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30.03.2016

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Bunte Burg im Oberelsass

Kindergarten von Dominique Coulon


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Kindgerecht, das ist in der Architektur nicht unbedingt ein Lob – impliziert das Wort doch nicht selten rundgelutschte Formen und bunte Beliebigkeit. Wenn sich nun aber ein Büro wie Dominique Coulon & associés dem Thema widmet, wird es wieder interessant, sind doch die Straßburger Architekten ohnehin für ihre expressive Farbgebung bekannt. Das Ergebnis: Ihr Kindergarten in der kleinen oberelsässischen Gemeinde Buhl bietet eine fast schon psychodelische Atmosphäre, die nicht einfach nur brav und gefällig sein will.

Die entschiedene Haltung des Neubaus vermittelt sich schon über sein kantig fragmentiertes Volumen, das – teilweise von einer perforierten Betonmauer geschützt – an eine wehrhafte Festung denken lässt. Die Assoziation kommt nicht von ungefähr, beziehen sich die Architekten doch auf eine alte Burgruine, die über der Kleinstadt thront. Je nach Himmelsrichtung sind die Wandflächen in dunklem Rot oder hellem Pink gehalten, was der Architektur zusätzliche Tiefe verleiht. Eine weitere Ebene bilden außerdem künftig über 60 Apfelbäume, die um das Gebäude herum gepflanzt wurden.

Die Architektur, die in der grünen Landschaft dank der vielen geschlossenen Flächen erstaunlich monolithisch wirkt, überrascht im Inneren mit einer sehr viel leichteren Raumwirkung. Die drei aus dem Erdgeschoss herausragenden Kuben sind nämlich hohl – als Lufträume mit integrierten Oberlichtern dienen sie dazu, das kompakte Volumen aufzulockern.

Wirklich farbig ist übrigens nur die zentrale Spielhalle, die mit ihrer Mischung aus leicht variierenden Rottönen, aus matten und glänzenden Oberflächen und aus direktem und indirektem Licht den flirrenden Mittelpunkt des Kindergartens bildet. Darum herum sind die Gruppenräume angeordnet, die neutraler gestaltet sind. Breite Schiebefenster öffnen sich außerdem zu den Außenbereichen.

Im Grunde habe man die alte Burg in Lego nachgebaut, so die Architekten – eine Aussage, die irgendwie auch die eigenwillige Qualität der Architektur erklärt. Anstatt einfach nur für die Kinder von Buhl zu bauen, folgten sie zunächst ihrem eigenen Spieltrieb. Gerade darum hat man hier wahrscheinlich das Gefühl, dass die künftigen Nutzer besonders ernst genommen wurden. (sb)

Fotos: Eugeni Pons, David Romero-Uzeda


Zum Thema:

Zu bunt, zu karg, zu gestylt – was ist denn ein kindgerechter Raum, fragt die Baunetzwoche#331 „Ich bin eine Kita“


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

paul | 04.04.2016 22:24 Uhr

zweiter blick

Nicht falsch verstehen: ein auf den ersten Blick sehr schöner Entwurf. Aber der zweite Blick (auf die Nutzung) gibt mir zu denken. Wunderbare Umgebung - gut, dass die Kinder davon solide abgeschirmt werden. Nicht nur im Ruheraum, aber dort sehr deutlich, stören am Ende die Kinder die sterile Ordnung. Die kleinen Hinweisbilder über den Betten wirken auf mich (bestenfalls) hilflos. Im Grundriss entdeckt man, daß dort gar doppelt so viele Betten verortet werden sollen. Da hätten Fenster nur gestört. Innenliegende Sanitärbereiche offenbaren pädagogisches Feingefühl: Kleinkinder können mit Wasser sowieso nichts anfangen... aber immerhin: die Bobbycars in Pink passen erstaunlich gut ins Farbkonzept.
Wir sollten uns bei aller schönen Grafik nicht vergessen, für wen wir bauen. Und wir sollten uns gut überlegen, welche Bilder wir propagieren.

2

peter | 31.03.2016 19:51 Uhr

kitaburg

ein sehr gelungenes haus, finde ich. spannende räume, saubere detaillierung, gute belichtung und interessante zonierung mit differenzierter öffentlichkeit. klasse!

1

Stefanie Meyer | 30.03.2016 16:58 Uhr

Farbe...

Farbe kann auch aggresiv machen...so viel drückendes Rot. Coulon will Coulor - um jeden Preis.

 
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