Die Grafikerin und Kinderbuchautorin Susi Weigel (1914-90) hätte sich gefreut. Gemeinsam mit ihrem ersten Mann Bruno Buzek, der im Übrigen Architekt war, hatte die Österreicherin zwei Kaffeehäuser ausgestattet. Dass nun ein Neubau für einen Kindergarten nach ihr benannt ist, scheint ein erster Schritt, die Wahrnehmung der weitgehend unbekannten Künstlerin auch außerhalb ihrer Heimatstadt Bludenz zu verstärken. Ebendort hat der Vorarlberger Architekt Bernardo Bader (Dornbirn) Ende letzten Jahres ein Kindergartengebäude in Holzbauweise realisiert: den Susi-Weigel-Kindergarten.
Fünf Kindergartengruppen mit Ausweich- und Nebenräumen sind auf einer Fläche von etwa 1.200 Quadratmetern für die Bludenzer Wohnsiedlung „Am Kreuz“ entstanden, Bauherr war die Stadt Bludenz. Mit dem Entwurf eines zweigeschossigen Holzkubus' mit quadratischem Grundriss war Bernardo Bader als Sieger aus einem offenen Wettbewerbsverfahren hervorgegangen. „Er hat mit seinem Team die Vorgaben der Stadt optimal umgesetzt“, lobte die lokale Tagespresse den Neubau im Passivstandard zur Einweihung im Oktober. „Die Bauzeit wurde eingehalten und die Baukosten sogar unterschritten“ – ein seltenes Glück für die öffentliche Hand als Bauträger. Drei Millionen Euro hat der Bau der hölzernen Kindergartenbox gekostet.
Die auf zwei Ebenen aufgeteilten Gruppenräume ermöglichen eine attraktive Verteilung der Kinder während der Freispielzeit. Ein galerieartig angelegter Innenbereich stellt mit seiner Durchlässigkeit zu den äußeren Raumschichten die Erweiterung der Spielflächen und der Gruppenräume dar. „Die inneren Raumfolgen sind spannungsvoll und abwechslungsreich“, erläutern die Architekten des Büros Bader den Neubau. „Eine sehr hohe Aufenthaltsqualität und vielfältige Ein- und Ausblicke sind das übergeordnete architektonische Ziel.“
Für die Gestaltung des Kindergartens haben die Planer eine intensive Sichtung der unzähligen Zeichnungen Weigels durchgeführt. Von den Original-Illustrationen Susi Weigels wurden Motive für die Glasmarkierungen ausgewählt, die sich auf einem „Fadennetz“ aufspannen und so durch den gesamten Kindergarten ziehen. „Dem Holz und dem Beton wurden durch die Farbgestaltung von Monika Heiss frische, belebende Akzente hinzugefügt. Sonnengelb und Kornblumenblau in hellen weichen und dunklen Tönen ziehen sich von Stühlen und Polstermöbeln bis hin zu den Garderobenrückwänden und Vorhängen.“
Auch der unmittelbare Lebensraum um Bludenz findet sich in der Gestaltung des Kindergartens wieder. So stammen die gesamten verwendeten Hölzer – Tanne im Innenraum und Föhrenholz für die Fassade – aus den Wäldern der Stadt Bludenz.
Fotos: Archiv Architekten
Zum Thema:
Zu bunt, zu karg, zu gestylt – was ist denn ein kindgerechter Raum? Die Baunetzwoche#331 „Ich bin eine Kita“ zeigt Beispiele aus Antwerpen, Peking und Zürich
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: