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01.02.2023

Verspielt statt sportlich

Kindergarten in Ricany von Architektura


Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft gehört zu den stärksten der Welt, und die in Prag beheimateten Fußballvereine Slavia und Sparta treten in internationalen Wettbewerben an. Eingedenk dieser Tradition scheint es naheliegend, hinter einem Kindergarten mit sportlichem Schwerpunkt eine Talentschmiede für künftige Olympiagenerationen zu vermuten. Allerdings offenbart der Neubau der Einrichtung, der in Říčany südöstlich der tschechischen Hauptstadt nach Plänen des Büros Architektura (Prag) entstanden ist, bereits auf den ersten Blick, dass die Institution ganz anderen Prämissen folgt.

Jenseits der Straßenfassade, die trotz ihrer Begrünung und der versetzten Anordnung der quadratischen Fenster außerordentlich seriös wirkt, löst sich das weißverputzte Volumen in vier zeltbedachte Baukörper auf. Drei der sogenannten Pagoden, deren Schindelfassaden in je einer grellen Farbe leuchten, sind im Inneren unerwarteterweise in zwei Geschosse gegliedert. Durch Erweiterung der Gruppenräume, die sich zu ebener Erde wie auch im ersten Stockwerk befinden, schaffen Architektura kleinteilige Spiel- und Rückzugsbereiche.

Überragt werden sie von einem vierten Körper: Unter dem hoch aufkragenden, grünen Dach verbirgt sich das Atrium, das nicht nur als Eingangsbereich dient, sondern auch als Veranstaltungsaal, Ausstellungsfläche und Bühne fungiert. Das Netz, das den Luftraum überspannt und zusätzliche Spielgelegenheiten schafft, wird von vier Baumstämmen durchstoßen und markiert so, auf geradezu urwüchsige Weise, das Zentrum des Komplexes.

Weniger an sportlichen Drill denn an rousseauistische Ideale lässt denn auch die erklärte Zielsetzung der Architekt*innen denken: Einen Ort zu schaffen, der  „Spontaneität, Unordnung, Unvorhersehbarkeit, Reinheit, Neugier und Optimismus“ gestattet, ungetrübt durch die bitteren Erfahrungen späterer Jahre. Umso mehr bleibt abzuwarten, wie die Turnhalle aussehen wird, die den Komplex künftig vervollständigen soll. (ree)

Fotos: Filip Šlapal


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