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21.01.2016
Dachparade
Kinder- und Familienzentrum in Ludwigsburg
Wie erweitert man ein zweigeschossiges Einfamilienhaus zu einem 1.400 Quadratmeter großen Kinderzentrum? Im Ludwigsburger Stadtteil Poppenweiler hat das Stuttgarter Architekturbüro VON M mit einem Gesamtbudget von viereinhalb Millionen Euro dafür eine eigene Sprache gefunden. Das Bestandsgebäude haben sie soweit reduziert, dass der graue Kubus mit Satteldach nun ganz ohne störende Anbauten, Erker und Dachüberstände für sich steht. Der Anbau führt Form und Proportion des ehemaligen Wohnhauses fort – mit bewusst inszenierten Unterbrechungen. Um den Kontrast zwischen Alt und Neu zu verschärfen, schließen an die sanierte Putzfassade Holzlamellen an.
Der Neubau beinhaltet neben den Gruppenräumen für Kinder von 0 bis 6 Jahren auch Speisesaal und Küche, Verwaltungs- und Nebenräume sowie Räumlichkeiten für die Beratung von Eltern und für Veranstaltungen. Das Kinder- und Familienzentrum in Poppenweiler ist die elfte Einrichtung dieser Art, die die Stadt Ludwigsburg, der Bauherr, in den letzten Jahren entwickelt hat. Im Gegensatz zur üblichen Kindertagesstätte ist das Angebot hier nicht auf die reine Betreuung reduziert, sondern wesentlich flexibler und umfassender. Das Poppenweiler Zentrum wurde im Juni 2015 eröffnet, zwischen 80 und 100 Kinder werden hier gehütet.
Die Architekten Myriam Kunz, Dennis Mueller und Matthias Siegert aus dem Team VON M haben zunächst den bestehenden Massivbau bis auf die tragende Substanz zurückgebaut – sie wollten so eine „klare und prägnante Erscheinungsform“ schaffen. „Neue Öffnungen entstanden dort, wo es bereits vor dem Umbau Öffnungen gab, lediglich die Fensterformate werden durchgängig auf ein einheitliches, bodentiefes Format angepasst“, erläutern die Architekten. Die vorhandenen Raumstrukturen im Bereich des Familienzentrums konnten größtenteils beibehalten und mussten nur punktuell angepasst werden. Nur das bestehende Treppenhaus musste dem neuen Erschließungskern, der Alt - und Neubau auf deren zueinander versetzten Ebenen verbindet, komplett weichen.
Der Holzbau, der heute an den steinernen Bestandsbau anschließt, spielt bewusst mit dem Kontrast, schafft durch seine Form zusammen mit dem Altbau aber ein „neues Ganzes“. Auch im Inneren erkennt man deutliche Unterschiede. Alle Oberflächen im Erweiterungsbau sind in hell lasierten Dreischichtplatten aus Fichte ausgeführt – die Architekten wollten so eine helle, freundliche und großzügige Atmosphäre schaffen. Der Spitzname „Spielscheune“ ist ein Indiz dafür, dass dies tatsächlich auch gelungen ist.
Aber was wäre die Poppenweiler Dachparade ohne ihre Details? Die Kubatur des Bestands findet sich nämlich auch im Inneren wieder, in Form von kleinen rollenden Holzhäusern, die mal Regal, mal Bett und mal Kuschelecke sind. (jk)
Fotos: Zooey Braun , VON M
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