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06.09.2021

Neubau für die Rosa-Luxemburg-Stiftung

Kim Nalleweg und Trujillo Moya in Berlin


Dreizehn Jahre ist es her, dass mit der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin ein architektonisch anspruchsvolles Haus für eine parteinahe Bildungseinrichtung eröffnete. Nun folgt der Neubau für die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Stolz behauptet er sich im Umfeld des Berliner Ostbahnhofs.

Von Friederike Meyer

Als 2016 der Wettbewerb für den Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung am Berliner Ostbahnhof entschieden wurde, jubelten die Befürworter*innen offener Wettbewerbe. Denn mit Kim Nalleweg Architekten (Berlin) und Trujillo Moya Architekten (Berlin) konnte sich unter 155 Teilnehmer*innen des offenen Verfahrens ein junges Architektenteam durchsetzen. Und nicht nur das: Die Jury hatte den Entwurf einer funktionalistisch anmutenden Hochhausscheibe auf ausladendem Sockel mit klarem Abstand zu drei dritten Preisen platziert.

Dass die Freude berechtigt war, bestätigt der inzwischen bezogene Neubau. Nicht nur durch seine Nutzung, sondern auch aufgrund seines Aussehens wirkt er wie ein Fremdling vor der Kulisse des finanzmarktgetriebenen Immobilieneinerleis östlich des Ostbahnhofs. Die subtile Mehrdeutigkeit seiner Fassade bringt ihn dabei ins Gespräch. So verweisen die roten Backsteine und Fensterprofile nicht nur auf die Partei Die Linke, deren Programm sich in der Stiftungsarbeit spiegelt, sondern auch auf die historischen Gebäude des Postbahnhofs nebenan. Mit den Backsteinbrüstungen wollen die Architekt*innen aber auch an die Moderne erinnern und nicht zuletzt an den Stein als einfaches Material, „welches nur durch seinen Zusammenhalt im Verband Kraft und Dauerhaftigkeit gewinnt.“

Hinter den Bandfenstern befinden sich Büros für 156 Mitarbeiter*innen, die Konzepte für die politische Bildung im Sinne der Linkspartei erarbeiten und vermitteln. Doppelte, öffenbare Fenster bieten hier Schutz vor Bahnlärm und Platz für außenliegenden Sonnenschutzlamellen. Hinter den markanten X-förmigen Stützen erstreckt sich die Bibliothek mit Zugang zu zwei Terrassen. Auf Straßenebene befinden sich die flexibel teilbaren Veranstaltungs- und Seminarräume, die durch ein umlaufendes Foyer zur Straße abgepuffert sind. Die Bruttogrundfläche umfasst 5.662 Quadratmeter, die reinen Baukosten (ohne Planung und Grundstück) werden mit 17 Millionen Euro angegeben.

Am Fugenbild der Bodenfliesen und Kalksandsteinwände, aber auch an den Schaltern und sichtbaren Installationsleitungen wird deutlich, wie sorgfältig das Haus detailliert ist. Die kostenbedingt pragmatische Haltung, alle Oberflächen roh zu belassen, ist konsequent durchgezogen und lässt die Räume alles andere als billig wirken. Einziger Oberflächenluxus, so scheint es, war die Betonkosmetik der aufwändig geschalten X-Stützen, die den Sockel und seinen Aufbau optisch voneinander trennen und im Verbund mit zwei Trägern die Veranstaltungsräume überspannen.

Für Gespräche über Details wird künftig wohl auch das Kunst-am-Bau-Projekt von Paul Jonas Petry und Willem-Jan Beeren sorgen, das Klinken aus Gebäuden der Projektpartner in aller Welt an den Bürotüren versammeln will. Ein Exemplar aus der Thüringer Staatskanzlei, wo Bodo Ramelow die Koalition anführt, ist bereits eingetroffen.



Fotos: Philipp Obkircher


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