In der östlichen HafenCity in Hamburg legt die Hansestadt besonderen Wert auf städtische Dichte. Auf dem Baufeld 108 haben Kim Nalleweg Architekten aus Berlin den Wettbewerb für ein Wohn- und Geschäftshaus mit Kita gewonnen. Das Projekt möchte einen Akzent auf geförderten Wohnraum und zirkuläres Bauen setzen.
Von Sara Lusic-Alavanja
An der Hamburger HafenCity wird seit bereits zwanzig Jahren gebaut. Während sich die ersten Viertel in den vergangenen Jahren langsam mit Leben füllten, stehen nun die letzten Entwicklungen in den östlichen Quartieren Baakenhafen und Elbbrücken an. Mit der Masterplanüberarbeitung in 2010 entschied der Hamburg Senat durch eine höhere Bebauungsdichte den Wohnraum gegenüber früheren Quartiersplanungen zu steigern und dabei auch mehr Baugemeinschaften sowie die Ein-Drittel-Regelung für geförderten Wohnraum zu berücksichtigen.
In diesem Sinne wurde im letzten Jahr ein eingeladener kooperativer Architekturwettbewerb für das Baufeld 108 im Quartier Elbbrücken – am Baakenkai gelegen – von der Patrizia AG ausgelobt. Gewünscht war ein Wohnhaus samt Kita und Gewerbeflächen. Mindestens 40 Prozent der Wohnfläche soll gefördert sein. Das junge Berliner Büro Kim Nalleweg Architekten konnte mit ihrem Wettbewerbsbeitrag The Grid die Jury überzeugen. Die zugrundeliegende Masterplanung für das Quartier Elbbrücken stammt aus der Feder des Zürcher Büros Hosaya Schäfer, die den entsprechenden Wettbewerb 2015 gewannen. Die Verfahrenskoordination für das Baufeld 108 übernahmen büro luchterhandt & Partner aus Hamburg.
- 1. Preis: Kim Nalleweg Architekten und Studio RW – Büro Landschaftsarchitektur (beide Berlin)
- 3. Preis: LH Architekten (Hamburg)
- 3. Preis: Schaltraum (Hamburg)
- Anerkennung: FAR (Berlin)
Der Jury unter Vorsitz von
Julia Bolles-Wilson gehörten der Hamburger Oberbaudirektor
Franz-Josef Höing,
Dieter Polkowski von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen,
Verena von Beckerath, Linda Hildebrand, Thomas Kröger und
Werner Sobek als Fachpreisrichter*innen an. Letzterer steuerte mit seinem Team zudem das Knowhow für den zu verwendenden Gradientenbeton bei, um dadurch den Ressourcenverbrauch des Bauprojektes zu senken. Um dieses Vorhaben weiter zu unterstützen, soll das Gebäude als Zirkularhaus entstehen. Sowohl auf den Einsatz wiederverwerteter Materialen als auch die Rezyklierbarkeit wird viel Wert gelegt.
Der Entwurf von
Kim Nalleweg setzte die Vorgaben der Jury am klarsten um und überzeugte als „nachhaltiges, lebendiges Wohngebäude“, das um einen zentralen Innenhof ausgebildet ist. Im Norden an der Lucy-Borchardt-Straße gelegen, befindet sich Gebäudeteil 1, der die Kita, Ladenlokale sowie 87 geförderte Wohneinheiten umfasst. Zum Baakenkai und Amerigo-Vespucci-Platz orientiert liegt Gebäudeteil 2, der neben Räumen für Gewerbe auch 95 freifinanzierten Wohneinheiten umfasst. Die Gebäude sind siebengeschossig, mit Ausnahme eines eingeschossigen Bereichs im Süden und dem daran angrenzenden Wohnturm mit zwölf Geschossen, der ganz oben auch Penthouse-Wohnungen bietet. Auf den Gebäuden sind, überdacht von „Photovoltaik-Pergolen“, Dachgärten für die Bewohner*innen vorgesehen. Die Wohnungen sollen durch abtrennbare Küchenzonen und den Verzicht auf Flurflächen besonders flexibel werden.
Besonders hervorgehoben wurde auch die „gestalterische Bedeutung“ der nach Süden ausgerichteten großzügigen Balkone. Sie öffnen den Entwurf sowohl zum 2021 von
Atelier Loidl fertiggestellten
Amerigo-Vespucci-Platz, als auch zum Innenhof. Kim Nalleweg planen, für diese Fassaden Klinkertafeln des zum Abriss freigegeben Postbank Gebäudes in der City Nord wiederzuverwerten, um das Konzept des zirkulären Bauens anschaulich umzusetzen.
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latimer | 17.01.2022 19:32 UhrHafenCity
Ja, das ist für mich rundum der gelungenste Entwurf! Vor allem sind die Beziehungen zwischen Innen und Außen im EG klar am besten gelöst. Statt abweisender Glaswände und Kastelästhetik, bietet der 1. Preis eine Straßenfassade, die gut proportioniert ist und Passanten anregen wird zu verweilen.