Städtebauliche Prozesse brauchen oft sehr lange, während sich weltgeschichtliche Ereignisse manchmal recht schnell entwickeln. Als Kéré Architecture (Berlin) zusammen mit Schultz-Granberg Städtebau + Architektur (Berlin) und bbz Landschaftsarchitekten (Berlin) 2014 in Münster den Wettbewerb zur Transformation der einstigen Oxford-Kaserne gewannen, war das Ausmaß der kriegsbedingten Migrationsbewegung noch nicht absehbar. Mit dem Beginn der Bauleitplanung geht das Projekt jetzt in die Umsetzungsphase und die Situation ist auch in Münster eine vollkommen andere.
Bereits heute leben knapp 700 Geflüchtete in den alten Backsteinbauten, was die Projektverantwortlichen dazu veranlasst, die Bauphasen mit Blick auf ein integratives Gesamtkonzept anzupassen. Damit könnte das neue Stadtquartier zu einem interkulturellen Modellprojekt werden, was auch daran liegt, dass eine gemeinschaftlich orientierte Grundstruktur schon im Wettbewerbsbeitrag angelegt war. Größere Plätze könnten als öffentlicher Common Ground genutzt werden, während sich kleinere Freiflächen in Wohn- und Werkhöfe verwandeln würden.
Ein wesentlicher Aspekt des Projekts ist außerdem die sinnlich erfahrbare Regenwasserbewirtschaftung, die mittels zahlreicher offener Rückhaltemulden und einem skulptural inszenierten Wasserspeicherturm auf dem zentralen Paradeplatz bewerkstelligt wird. Für Kéré, Schultz-Granberg und bbz birgt dieser Ansatz nicht nur klimatische Vorteile, sondern der Kreislauf des Wasser soll auch als sichtbares Element des sozialen und ökologischen Miteinanders im Quartier verstanden werden. (sb)
Visualisierungen: Adrian Calitz
Zum Thema:
Weitere Modelle, die eine gemeinsame Zukunft versprechen, auch in der aktuellen Baunetzwoche#452: Making Heimat
Auf Karte zeigen:
Google Maps