Im späten 19. Jahrhundert führte der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen seine Leserschaft in die Häuser der Bourgeoisie und initiierte so einen unaufhaltsamen Wandel im europäischen Theater: Seine Werke des Realismus hinterfragten etablierte Konventionen und boten Platz für eine neue Qualität der Gesellschaftskritik. Mit einer Bibliothek in seinem Geburtsort Skien sollen Ibsens Werk und Person gewürdigt werden. Für den Neubau wünschte sich die Kommune ein Konzept, das sowohl Touristen anziehen als auch die soziale Interaktion der Stadtbewohner fördern würde.
Unter dem Titel Trekrone (auf Deutsch: Baumkrone) sollen nun Kengo Kuma & Associates (Tokio, Paris) mit Mad Arkitekter (Oslo) und dem Ingenieurbüro Buro Happold (Kopenhagen) den Grundstein für ein neues, kulturelles Zentrum legen. Die Kooperation setzte sich im Wettbewerb gegen ein Team um Snøhetta und Schmidt Hammer Lassen durch. Das Zentrum soll neben der eigentlichen Bibliothek auch eine Touristeninformation sowie Bürgerservicestelle beherbergen und mit dem bereits bestehenden Ibsen-Zentrum verschmelzen.
In Anlehnung an Ibsens Werk versuchen die Architekten, ein Gebäude der Öffentlichkeit und des Austauschs zu schaffen. Die gekurvte Form des Baus legt sich dabei um eine bestehende Grünfläche, von der aus die Bibliothek durch zahlreiche Eingänge erschlossen werden soll. Um den Bezug zu dem außenliegenden Amphitheater herzustellen, ist die Parkfassade komplett verglast geplant. Mit dem nach Süden ansteigenden Dach versuchen die Architekten wiederum, einen Bezug zwischen dem von Menschen geprägten Park und dem Maßstab der Stadt herzustellen.
Nicht nur die natürlichen Materialien, auch die organischen Formen des Parks wollen die Planer in den Innenraum der Bibliothek übertragen. Als dominierendes Material zieht sich Holz durch die gesamte Innenraumgestaltung. Die im Mezzanin gelegenen Leseräume sind durch raumbildende Bänke gegliedert, die den Boden spielerisch in verschiedene Ebenen aufteilen und eine Leselandschaft eröffnen. Bücherregale in unterschiedlichen Höhen dienen als raumteilende Elemente. In ihnen finden sich Ibsens Werke wie „Peer Gynt“, „Ein Volksfeind“ oder „Baumeister Solness“.
Die Stadt Skien und die Kooperation um Kengo Kuma & Associates sehen das Projekt als Beitrag zu einer demokratischeren Gesellschaft und als Ort der Teilhabe. Obwohl die Bauaufgabe dies grundsätzlich hergibt, bleibt abzuwarten, ob das fertige Bauwerk dem hohen Anspruch gerecht wird.
Text: Ida Rewicki
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Thomas | 12.04.2021 13:26 Uhr@Karl
das ist bei Kengo Kuma aber nichts Neues, dass er seine meist Stahlbauten mit Holz zeitgeistgemäß dekoriert.