Vor recht genau zehn Jahren hatten wir an dieser Stelle über das Ergebnis des Wettbewerbs für den Um- und Neubau eines „Museums für Kunst und Design“ in Ingolstadt berichtet (siehe BauNetz-Meldung vom 18. Mai 2000) – nun scheint der Stadtrat um Oberbürgermeister Alfred Lehmann die Entwürfe der Architekten in der Schublade verschwinden lassen zu wollen, womit eine zehn Jahre lange Debatte gänzlich auf den Kopf gestellt wäre.
Schon die Aufgabe war kompliziert genug: Ausgerechnet die alte Geschützstellung „Kavalier Dallwigk“, Teil der klassizistischen Erweiterung der Stadtbefestigung um Ingolstadt, sollte die neue Hülle für das Kunst- und Designmuseum werden. Dazu sollte ein Neubau als Erweiterung der vorhandenen Räume ein deutlich sichtbares Zeichen für das neue Museum bilden. Fünf Entwürfe wurden ausgezeichnet (morpho-logic, Heinz Tesar, Stefan Braunfels, Max Dudler und Morger & Degelo). Mit den Erstplatzierten morpho-logic (München) wurde an der Realisierung gearbeitet, aber ein gemeinsamer Konsens war zwischen den Vertretern der Stadt, des Museums, der Denkmalpflege und den Architekten immer schwieriger zu finden. Die einen klagen über Kostenexplosion, die andere über eine immens hohe Erwartungshaltung.
Hin und her: 2008 kam die Idee auf, das Museum in der benachbarten ehemaligen Gießereihalle einzurichten. Aber dann wurden morpho-logic mit einer Überarbeitung beauftragt, wieder konnte kein Konsens gefunden werden, und letztlich wurde den Architekten per E-Mail mitgeteilt, dass die Stadt den gemeinsam Weg hier beenden würde.
Anschließend lobte die Stadt ein VOF-Verfahren aus, zu dem alle fünf Preisträger eingeladen wurden. Vermutlich, um etwaigen Regressforderungen aus dem Wege zu gehen, wurden auch morpho-logic zu dem Wettbewerb eingeladen, obwohl die Stadt zuvor ja eine weitere Zusammenarbeit bereits recht deutlich ausgeschlossen hatte. Die Architekten traten nach zehnjähriger Planungsgeschichte zu dem neuen, nicht-anonymen Verfahren nicht mehr an. Die vier Platzierten hingegen gaben überarbeitete Entwürfe für den noch immer reizvollen Auftrag ab.
Von den verbliebenen Büros wurde Stefan Braunfels ausgeschlossen, weil seine Pläne zwei Tage zu spät in Ingolstadt eintrafen. Es blieben noch Entwürfe von Heinz Tesar, Max Dudler und Morger & Dettli. Mitglieder des Kunstvereins hatten die Entwürfe gesehen und „für gut befunden“, dann wurden sie Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) vorgelegt, der daraufhin die für den 29. Juli geplante Präsentation der Entwürfe vor dem Stadtrat absagte. „Ich glaube, dass es für die drei Vorschläge im Stadtrat keine Mehrheit gibt“, sagt er dem Donau-Kurier. „Das ist nicht das, was wir erwartet haben.“ Geht es nach Lehmann, soll das Museum nun doch in die Gießereihalle einziehen – ins Kavalier Dallwigk soll dann das „Donaumuseum“ einziehen, von dem allerdings noch nicht klar ist, was es eigentlich genau sein soll. Die Architekten wurden über diesen Stand erst einmal gar nicht informiert, sie haben davon aus der Zeitung erfahren.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Achim Werner, kommentiert: „Mehr als zehn Jahre lang hat sich der Stadtrat mit diesem Leuchtturmprojekt auseinander gesetzt. Dass der Berg kreißte und jetzt nicht mehr als ein Mäuslein gebären soll, stellt eine Provinzposse erster Güte dar.“ Die CSU-Fraktion antwortete darauf: „Kennt jemand eine Aussage von Herrn Werner, die nicht von blinder Ideologie geprägt ist oder tatsächlich in die Zukunft weisen würde?“ Das Niveau der politischen Kultur bestimmt eben auch das Niveau der architektonischen Gestaltung in einer Stadt.
Die Vorsitzende des Kunstvereins, Isabella Kreim, sagte schließlich: „Alle drei Pläne stammen von renommierten Architekten, die schon Museen gebaut haben. Welches gute Büro wird künftig noch mit dieser Stadt zusammen arbeiten wollen?“ Ja, welches?