Opernplatz, das lässt an Monopoly denken, doch trotz seiner prominenten Lage mitten in Frankfurt ist hier keine wilde Spekulation geplant. Auf dem Grundstück mit der Hausnummer 2 steht heute ein Geschäftshaus aus den fünfziger Jahren, das durch einen Neubau von ähnlichem Format und Programm ersetzt werden soll. Ein kürzlich entschiedener Wettbewerb brachte allerdings ein Patt – die beiden zweitplatzierten Büros Staab Architekten und be baumschlager eberle Berlin wurden zur Überarbeitung aufgefordert. Die Allianz als Bauherrin lasse am Opernplatz nachsitzen, wie eine Zeitung schrieb – so kann man es natürlich auch sehen. Das Ergebnis im Überblick:
Neben den prämierten Büros war auch das Mitbewerberfeld prominent besetzt – David Chipperfield Architects (Berlin), das Münchner Büro von Henning Larsen Architects, Max Dudler (Berlin),
Schneider + Schumacher (Frankfurt/Main) oder Nieto Sobejano Arquitectos (Berlin) dürften der Jury eine angemessene Auswahl an hochwertigen Projekten geboten haben. Den Vorsitz des Preisgerichts hatte
Zvonko Turkali, der unter anderem von
Fritz Auer,
Jórunn Ragnarsdóttir und
Annette Kröger unterstützt wurde. Letztere leitet die Immobiliengruppe der Allianz, die für den Neubau verantwortlich ist.
Die entscheidenden Parameter des Wettbewerbs waren eng formuliert, umso mehr überrascht, wie unterschiedlich die beiden zweitplatzierten Projekte sind. Der Entwurf von
be Berlin versucht sich an einer zeitgenössischen Interpretation der bescheidenen Zurückhaltung des existierenden Gebäudes – das Resultat ist ein kantiger Baukörper aus hellem Sandstein, dem die Jury eine „städtebaulich gute Einbindung“ attestiert. Der Baukörper zeigt sich eigenständig, wirkt angesichts des besonderen Orts allerdings trotzdem etwas uninspiriert.
Ganz anders hingegen der Entwurf von
Staab Architekten, die mit einer Art feiner Industrie-Retroarchitektur die vom Auslober erwünschte Torwirkung mit dem Nachbargebäude zu erzielen versuchen. Die Jury beschreibt die Fassade als „elegant und lebendig“ und attestiert ihr eine „hohe Plastizität und ein interessantes zeitloses Erscheinungsbild“. Allerdings wurde die Gestalt des Gebäudes hinsichtlich ihrer ästhetischen Bezüge auch kontrovers diskutiert – gehört ein Industriebau wirklich in die Innenstadt?
Mit der Frage nach dem richtigen Ausdruck berührt die Jury zugleich einen problematischen Aspekt des gesamten Vorhabens. Gewünscht wird eine Torwirkung mit dem Gebäude auf der anderen Straßenseite – doch gerade das bestehende Haus, das praktisch sein Zwilling ist, leistet diese Aufgabe bereits perfekt. Warum also ein Abriss, wenn doch die beste Lösung bereits existiert? Die Gegend um den Opernplatz war einst ein gelungenes Beispiel für den Wiederaufbau der Nachkriegszeit – mit dem Haus am Opernplatz 2 verliert die Stadt ein weiteres wichtiges Zeugnis jener Jahre.
(sb)
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Stephan Nordstadt | 05.02.2016 22:37 UhrKeiner
der Preisträger hat es annähernd geschafft, der baulichen Situation gerecht zu werden. Weder die Baukörper, noch die Fassaden strahlen die für diesen Platz notwendige Eleganz und Würde aus. Stattdessen wirkt alles wie mittelmäßige Investorenarchitektur. Eine verschenkte Chance für die Stadt...