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11.06.2018

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Der Hahn von Poing

Katholisches Kirchenzentrum von Meck Architekten in Poing


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Ganz oben, auf dem vergoldeten Dachkreuz, sitzt ein Hahn. Nein, kein Wetterhahn, der sich im Wind dreht, wie Atheisten vielleicht glauben mögen. Ein nach Osten in die Sonne blickender Hahn ist ein Symbol auf Kirchturmspitzen, kündet der erste Hahnenschrei doch den neuen Tag an – das Ende der sündigen Nacht. Das seit früher Zeit vertraute Bild nahmen die Münchner Meck Architekten und setzten einen Goldbroiler an die Spitze ihres Neubaus.

Östlich von München, in der kleinen Gemeinde Poing, liegt das katholische Kirchenzentrum „Seliger Pater Rupert Mayer“, das am gestrigen 10. Juni nach dreijähriger Bauzeit geweiht und eröffnet wurde. Der Bau ist Teil der Entwicklung zum neuen Ortszentrum, den die Gemeinde aufgrund anhaltenden Zuzugs aus dem nahen München betreibt. So besetzt der Bau der Münchner Architekten, die sich neben mehreren Kirchen auch mit dem Bundeswehr-Ehrenmal in Berlin einen Namen gemacht haben, eine städtebaulich prominente Stelle zwischen Bürgerhaus, geplantem Rathaus und evangelischer Kirche. Der 2011 als Wettbewerbssieger ausgewählte Bau soll als Schlussstein die Schnittstelle zwischen Grünzug und Stadt bilden. Bauherr ist die Katholische Kirchenstiftung Poing.

Andreas Meck, für Geradlinigkeit und Strenge bekannt, entwarf einen skulpturalen Solitär mit trapezartiger Dachlandschaft. Auf den massiven Sockel aus Nagelfluh – dem typischen Konglomeratstein der oberbayrischen Schotterebene, wie Meck schreibt – setzte er ein mit weißen Kacheln verkleidetes Dach. Die plastische Kachelgestaltung ist vom Deckenprofil im Innenraum abgeschaut, soll als kristalline Stadtkrone weithin wirken.

Geradlinigkeit ist auch innen bestimmendes Merkmal: Weiße, zum Licht aufstrebende Wände, große Fenster und einfache, um den Altar gruppierte Holzbänke. Auf den sonst üblichen Kirchenprunk wurde komplett verzichtet. Lediglich die Idee von Himmel und Erde, ablesbar an dem zum Altar leicht abfallenden Kirchenraum und der Deckenkonstruktion, die durch einen steinernen Wandsockel getrennt sind, findet sich auf 1.900 Quadratmetern Bruttogeschossfläche wieder.

In Analogie zur Dreifaltigkeit prägen drei große Lichtöffnungen den Raum. Die höchste Öffnung wurde über dem Altar platziert, ein Seitenlicht fällt auf das Taufbecken mit Seeblick und die dritte Öffnung gen Osten lässt Morgenlicht auf den Altar scheinen. Zudem ergibt sich aus der speziellen Dachfaltung ein Kreuz über den Köpfen der Kirchgänger.

12,3 Millionen Euro kostete der Kirchenbau, der ohne klassischen Glockenturm auskommt. Ein seitlich platzierter Glockenbau – die Kirchenglocken wurden sozusagen ausgelagert – und das geplante, bisher aber nicht realisierte Pfarrhaus links der Kirche sollen die Raumkanten des Kirchplatzes fassen. (kat)

Fotos: Florian Holzherr, Michael Heinrich


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

gerard | 22.08.2019 16:55 Uhr

euphorie?

der grossen euphorie hier kann ich mich nach einem besuch nicht anschließen! die fassadenkacheln sind furchtbar (kennt noch jemand den horten-stein?) und auch die prinzipalien von rueckriem sind bei weitem nicht so gut wie seine plastiken. schoen der nagelfluh und der blick auf den teich, aber sollte die hauptsache nicht in der gegend vom altar spielen?

5

Patrick Eckmayer | 13.06.2018 14:04 Uhr

sehr schön!

die Sache mit den "Lichtkabinett" im Vergleich zum Dominikuszentrum nochmal ausgebaut, wobei man dort noch die von peter erwünschte Geborgenheit und Mystik entdecken kann, vielleicht gehören erdgeschossige Ausblicke nicht zum Kirchentypus.

4

Architekturkritiker OL | 12.06.2018 16:53 Uhr

Uppss...

Kein Kreuz an der Wand??? Weiß Söder Bescheid?

Schönes Ding ansonsten, wenngleich ich die sichbaren Glocken des Wettbewerbs schöner fand als versteckt in der "Trafostation".

3

Davide | 12.06.2018 13:04 Uhr

extrem schön!

kein bisschen konservativ aber doch erstaunlich elegant

2

mick | 12.06.2018 09:31 Uhr

Kirchenprunk

Wer hier schreibt »Auf den sonst üblichen Kirchenprunk wurde komplett verzichtet« hat die letzten ±90 Jahre Kirchenbaugeschichte wohl nicht so ganz aufmerksam verfolgt...

1

peter | 11.06.2018 15:44 Uhr

poing

sehr, sehr schön. tolles volumen, starke details, schöne materialien, sinnliche lichtführung.
wenn man sich noch etwas wünschen dürfte, wär's vielleicht ein bisschen mehr geborgenheit und mystik, vielleicht ein bisschen weniger tageslicht im kirchenraum (wie wird dieser bei dunkelheit eigentlich beleuchtet?). aber das ist sicher auch geschmacksache.

 
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Der skulpturale Kirchenneubau im bayrischen Poing

Der skulpturale Kirchenneubau im bayrischen Poing

Die Glocken wurden in den kleinen Bau rechts daneben ausgelagert.

Die Glocken wurden in den kleinen Bau rechts daneben ausgelagert.

Reduzierte Innenraumgestaltung: der lichte Himmel und die per steinernen Wandsockel markierte Erde.

Reduzierte Innenraumgestaltung: der lichte Himmel und die per steinernen Wandsockel markierte Erde.

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