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26.06.2017
Raum im Raum am Altenberger Dom
Kapelle von Gernot Schulz
Schlechte Zeiten für moderne Kirchen: Angesichts schrumpfender Gemeinden werden selbst denkmalgeschützte Kirchenbauten aus dem 20. Jahrhundert zum Abriss freigegeben. Anderseits sind die eindrucksvollen Architekturen beispielsweise eines Otto Bartning wieder im Gespräch, wie jüngst eine Ausstellung in Berlin zeigte. Dort wurde kürzlich auch die Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von Egon Eiermann aufwendig saniert. Im Erzbistum Köln findet sich nun eine andere Besonderheit: Innerhalb einer ehemaligen Klosteranlage entstand eine neue Kapelle, die offensichtlich von Architekturformen des zwanzigsten Jahrhunderts inspiriert ist.
2012 begann das Kölner Büro Gernot Schulz: Architektur mit der Sanierung und Neustrukturierung der katholischen Jugendbildungsstätte Haus Altenberg rund um den Altenberger Dom. Angeschlossen an die gotische Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters entstanden im letzten Jahrhundert Neubauten. Im Rahmen der andauernden Sanierungsmaßnahmen konnte im ersten Obergeschoss eines dieser Bauten kürzlich die neue Christkönigskapelle eingeweiht werden.
Der asymmetrische, zweifach überwölbte Raum besteht aus einem fest möblierten Hauptraum und einem „bewusst leer gehaltenen Nebenbereich“, schreiben die Architekten. Die „langgestreckte Raumproportion entgegen der liturgischen Ausrichtung nach Osten“, habe sich aus der Position des Neubaus auf dem Grundriss des ehemaligen Kreuzgangs ergeben. Neben der gewölbten Decke wird die Raumwirkung durch ein „modernes Maßwerkfenster“ bestimmt, das für die Architekten „sowohl planerisch als auch baukonstruktiv eine der größten Herausforderungen“ darstellte. Die Beton-Gußelemente lassen den Raum wie eine Hommage an den Kirchenbau des zwanzigsten Jahrhunderts wirken.
Die minimalistische Gestaltung der Einrichtungsgegenstände passt zu diesem Eindruck, setzt aber in ihrer Massivität – beispielsweise der Holzbänke – auch zeitgenössische Akzente. In der neuen Kapelle finden sich auch einige Spolien aus dem Vorgängerbau. „Der aus dem Bestand übernommene Tabernakel erhielt einen neuen Sockel“, berichten die Architekten. Außerdem sei der liturgische Bereich „zentral auf ein Bestandskreuz ausgerichtet, welches im Licht der dahinterliegenden durchbrochenen Glaswand zu schweben scheint“. (dd)
Fotos: Simon Wegener
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