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17.06.2016
Passionszug vor Ziegeln
Kapelle in Argentinien von Nicolas Campodonico
Hundertjährige Ziegel eines Bauernhauses in der Pampa von Cordoba wurden zu einem sakralen Volumen umgeschichtet. An einem Ort ohne Elektrizität und andere zivilisatorische Annehmlichkeiten ist die archaische Architektur der Kapelle auf die tägliche Wanderung der Sonne ausgerichtet. Der argentinische Architekt Nicolás Campodonico hat mit seinem Entwurfsteam die Capilla San Bernardo am Rande einer Baumgruppe in die Landschaft gestellt und ihre Wirkung fotografisch dokumentiert.
Mit einfachsten Mitteln inszenieren die Architekten die Passion Jesu Christi im Inneren des Gewölbes: Zwei Balken wurden im Abstand voneinander in der landschaftsseitigen Öffnung der Kapelle aufgehängt. Anfangs zeichnen sich die Balken als einzelne Schatten auf den Ziegeln ab, denn Christus trug nur den Querbalken auf seinem Weg nach Golgota. Jeden Abend verbinden sich bei entsprechendem Sonnenstand die Schatten der beiden Balken zum Kreuz und vollenden somit symbolisch die Passion.
Ausdruckskraft und Ortsverbundenheit der Kapelle sind beeindruckend. Da er auch dort hergestellt wird, hat Backstein als Baustoff in Argentinien Tradition und bietet sich als Alternative zum Sichtbeton an, der sich leider nicht so leicht wiederverwenden lässt. Im argentinischen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig ist derzeit beispielsweise ein Wohnhaus der Architekten ExperimentAR mit Backstein-Fassade zu sehen. (dd)
Fotos: Nicolás Campodonico
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