Von einer felsigen Grotte, die in einem der bekanntesten Romane Jules Vernes, „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, geschildert wird, lässt sich das französische Büro D’HOUNDT+BAJART architectes&associés begeistern. Beim Neubau einer Schulkantine in Tourcoing bei Lille – hier haben die Architekten auch ihren Sitz – entscheiden sie sich für eine Fassade, die die Abenteuerfantasien des Autors aufleben lässt. Doch handelt es sich hier um Spritzbeton, geformt und handgeschnitzt.
Der zweigeschossige Neubau fügt sich auf knapp 940 Quadratmetern Fläche zwischen zwei bereits bestehende Bauten ein: einer Grundschule und einem Kindergarten. Wenn auch das Erscheinungsbild der Kantine einen Kontrast zur einheitlichen Reihenhausbebauung bietet, passt sich die warme Farbe der Fassade dem dunkelroten Backstein der Umgebung gut an.
Als „massiv und luftig zugleich“ betrachten die Architekten ihr Gebäude: Glaswände tragen fast durchgehend die wuchtige Fassade des Obergeschosses. Die sonstige Materialität ist zurückhaltend weiß. Für Abwechslung vor der Fassade sorgt zusätzlich eine Anordnung weißer dünner Stäbe. Unterschiedlich große Fenster sind in unregelmäßigen Abständen eingesetzt und unterstützen den gewünschten Wildnis-Effekt.
Die Architekten schaffen Verbindungen zwischen dem Neubau und den Bestandsbauten, so dass die Wege für Kinder, Lehrer und Eltern, ungeachtet der Richtung, kurz bleiben. Im Inneren behalten die Architekten die Farb- und Materialwahl. Auch hier können sich die Schüler wie in einer wilden Grotte fühlen, wenn auch draußen sie nur das nordfranzösische Tourcoing und nicht der Mittelpunkt der Erde erwartet. (pg)
Fotos: Julien Lanoo
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alex | 02.07.2015 11:39 UhrHandgeschnitzter Beton
Warum muss Beton wie Naturstein aussehen?