„Aus der Insel soll eine Brücke werden“ – so poetisch beschreibt Jürgen Engel den Entwurf für das Areal des ehemaligen Bundesrechnungshofs in Frankfurt und meint damit die zukünftige Vernetzung des brachliegenden Areals mit der Innenstadt. Seinem Büro KSP Jürgen Engel Architekten wurde am Montag der erste Preis in einem zweistufigen Gutachterverfahren zugesprochen. Es war eine überraschende Entscheidung – denn in einer ersten Runde im Juni lag KSP als drittplatziertes Büro hinter Auer+Weber+Assoziierte und Stefan Forster Architekten, die sich zwei zweite Preise teilten. Beide wurden zu einer Überarbeitung aufgefordert, KSP später ebenfalls. Insgesamt hatten zehn Büros an dem Verfahren teilgenommen.
Die Jury unter Vorsitz von Ulrike Lauber gab am Montag folgende Entscheidung bekannt:
Nach der Bekanntgabe schwappten die emotionalen Wellen hoch. Einer der Mitstreiter kritisierte die Entscheidung heftig: der bisher favorisierte Stefan Forster. Zwei Lager bildeten sich auch zwischen der Stadt Frankfurt und den Bauherren; beide hatten Vertreter in der Jury.
Doch zur Aufgabenstellung: Auf einem so prominenten wie zentralen Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zur Paulskirche steht seit 13 Jahren das Gebäude des ehemaligen Bundesrechnungshofs leer, der im Jahr 2000 nach Bonn zog. Der denkmalgeschützte, für die Nachkriegsmoderne typische Bau von 1953 ist in recht traurigem Zustand – Teil der Auslobung war, ihn zu sanieren und in die neue Planung für ein gemischt genutztes Areal mit einem Wohnturm, einem Hotel und Büro- sowie Geschäftsflächen zu integrieren.
Die Jury fand kein einvernehmliches Votum: Die Vertreter der Stadt plädierten für den Entwurf von Forster mit einem geschwungenen Baukörper als dominierendem Element, da dieser eher ihren städtebaulichen und architektonischen Vorstellungen entspricht. Die Bauherren hingegen lobten die Wirtschaftlichkeit und gute Nutzbarkeit der Flächen des KSP-Vorschlags. Dem Denkmalschutz – ohne offizielle Stimme in der Jury – kommt laut der lokalen Presse ebenfalls der Entwurf der Erstplatzierten entgegen, denn anders als Forster lässt die Bebauung von KSP dem Bestand mehr Luft. Als Happy End kann man den Abschluss des Gutachterverfahrens nicht bezeichnen; der Planungsdezernent Olaf Cunitz sieht in der ersten Runde das eigentliche Ergebnis.
Wenn auch die Rangfolge eindeutig und offiziell benannt ist, die Diskussion endete mit der Aufforderung, sich sowohl mit KSP als auch Forster Architekten an einen Tisch zu setzen und die geignetste Planung herauszuarbeiten – Ende 2016 bereits soll die Eröffnung des neuen Areals stattfinden.
Alle Entwürfe sind noch bis 19. September im Atrium des Planungsdezernats, Kurt-Schumacher-Straße 10, 60311 Frankfurt, Mo-Fr 8.30-18 Uhr ausgestellt.
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Frankfurterin dipl.-ing. (TUS) postgrd | 02.09.2013 16:27 Uhrstaubige langeweile
Alle drei hier gezeigten Entwürfe werten das Areal nicht auf, sind deutsch langweilig und linkisch im Umgang mit der 50er Jahre Architektur, die im Vergleich dazu immer noch charmanter ist. Nichts Eigenes, nichts Innovatives, nichts Charismatisches.
Wie auch?
Es mangelt an Identität - bei den Büroköpfen und folglich auch bei den gezeigten WB-Ergebnissen. Dtl. stagniert architektonisch - die WBs werden mit copy & paste gewonnen.
Schlage vor, bei nächster Gelegenheit nicht die brüllenden, dafür die innovativen guten Büros einzuladen (Büroinhaber MIT Identität, architektonisch, bauhistorisch UND städtebaulich sensiblisiert, mit hochkarätiger intern. Ausbildung, mit mind. 10-15 J. Auslandserfahrung, etc. etc. Von der Liga gibt es ein paar - übrigens auch außerhalb der Frankfurter Stadtmauer) ?!