Großprojekte mit einem verschwurbelten poetischen Motto zu versehen, das war bisher Usus bei chinesischen Städtebauvorhaben, deren oft gigantische Ausmaße dadurch „vermenschlicht“ werden sollen. Diese Praxis scheint dem niederländischen Büro KCAP (Rotterdam), das viel in Asien plant (BauNetz-Meldung zu Wettbewerbsgewinn in Peking im Januar 2010), so in Fleisch und Blut übergegangen zu sein, dass es inzwischen – unnötiger Weise – auch europäische Projekte mit einem esoterischen Wahlspruch anpreist: „Jeder Bucht ihren Wind, eine Bucht unter dem Himmel (Each bay its wind, one bay under the sky)“ lautet das Motto für einen Masterplan von KCAP, der den Wettbewerb für die Planung der Bucht Bay Pasaia in San Sebastián gewonnen hat.
Das rund 70 Hektar umfassende Areal im spanischen Baskenland wird derzeit als Hafen genutzt und soll nach und nach zurückentwickelt werden. Das Projekt dient dabei auch als Katalysator für die angrenzenden Gemeinden, die sich dringend regenerieren müssen. KCAP schlagen deshalb eine Planung vor, die „die Unterschiedlichkeit der lokalen Identitäten feiert und das kulturelle Erbe des Hafens sowie die typischen Ausprägungen der Bucht erhält“.
Der Masterplan definiert einen Archipel verschiedener Uferbereiche, wobei sich die Kommunen weiter einbringen können: Der Plan bietet den Gemeinden Platz für Wachstum sowie die Möglichkeit, ihre Identität zu entwickeln und ihre Unterschiedlichkeiten weiter zu verfeinern. Das Wachstum wird an den Verkehrsknotenpunkten konzentriert.
Die verschiedenen so genannten „Charakter-Zonen“ werden durch ein Netz an öffentlichen Räumen zusammen gehalten, das sich entlang der Docks und grüner Boulevards entwickelt. Innerhalb dieser robusten Struktur wird ein sensibles Netz von öffentlichen Räumen gestaltet, das es alteingesessenen und neuen Bewohnern erlaubt, das Wasser für Freizeit und Erholung zu nutzen. Rings um die Bucht sollen neue Landmarken wie ein Kulturzentrum und ein Meeresmuseum regionale Anziehungspunkte schaffen. Zudem sollen Cluster neuer Wirtschaftsaktivitäten errichtet werden, die Arbeitsplätze in die Region bringen. Damit sei das Konzept „maßgeschneidert für den lokalen Kontext und setze nachhaltige Ziele um“.
Der Masterplan wurde in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von ECOFYS und den lokal ansässigen Beratern von LKS Engineering sowie dem Architekten Ángel de la Hoz erarbeitet. Detaillierte Pläne sollen im Oktober 2010 vorgestellt werden.