Ein massiver Betonriegel, fast fensterlos, mit tiefen Einschnitten – das neue Justizzentrum im spanischen Córdoba wirkt wuchtig und hermetisch. Und doch betonen die Architekten des Delfter Büros Mecanoo – die das Projekt zusammen mit dem spanischen Büro AYESA realisiert haben –, dass es ihnen mit dem Neubau nicht zuletzt um das Schaffen von öffentlichem Raum ging. Denn der 48.000 Quadratmeter große Verwaltungsbau liegt im Viertel Arroyo del Moro, das von dichten Wohnblöcken charakterisiert wird und wenig urbane Qualität besitzt.
Wichtig ist den Architekten deshalb der große Vorplatz an der nördlichen Schmalseite des Hauses, der direkt an die Parkanlage Huerta del Sordillo anschließt und sowohl für die Mitarbeiter und Besucher des Hauses als auch für die Anwohner gedacht ist. Eine breite Rampe führt zum Haupteingang hinauf. Sie ist notwendig, da das Haus aus Sicherheitsgründen auf einer zwei Meter hohen Sockelzone steht, was sich außen als weitgehendes Fehlen von Öffnungen auf Straßenniveau abzeichnet. Eine selbstverständliche Verbindung von Architektur und Stadtraum wird dadurch nicht eben leicht gemacht.
Um den massiven, mit ornamental perforierten Betonplatten verkleideten Riegel in das Wohnviertel zu integrieren, ist die Baumasse durch tiefe Einschnitte strukturiert. Die Architekten sprechen von Patios, die sich auf die vernakulären Innenhof-Typologien Córdobas beziehen, die es seit dem Mittelalter gibt. Ziel sei eine „städtische Integration durch Fragmentierung“ des Volumens gewesen. Und auch für das Innere sind diese Patios wichtig, denn sie schaffen Blickbeziehungen, helfen belichten und belüften. Teilweise gibt es hier auch zusätzliche Eingänge, durch die die Abteilungen des Hauses direkt erreicht werden können.
Der Komplex umfasst 26 Gerichtssäle, Büros, ein forensisches Institut, ein Café, ein Archiv, eine Tiefgarage, einen Gefängnistrakt und einen Raum für Trauungen. Erschlossen werden all diese Funktionen durch eine breite, zentrale Achse, die sich längs durch das Haus zieht und sich an vielen Stellen dramatisch bis weit in die oberen Geschosse hinauf erstreckt. Zugänglichkeit spielt also auch im Gebäude selbst eine Rolle, soweit das bei dieser sicherheitssensiblen Bauaufgabe möglich ist. Dass es Bauherren und Architekten um Öffentlichkeit geht, zeigt sich schließlich auch in der Benennung der Institution – das neue Justizzentrum heißt offiziell Ciudad de la Justicia, Stadt der Justiz. (gh)
Fotos: Fernando Alda
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